Arbeiten unter Spannung: Werkzeug, Schutz- und Hilfsmittel
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Um Arbeiten unter Spannung sicher durchzuführen, sind umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen vorzunehmen. Der richtige Einsatz sicherer Werkzeuge und Schutzausrüstungen, wie ein schirmender Schutzanzug, gehören zu den zu treffenden Schutzmaßnahmen.
Isolierende Schutzplatten
Zur Trennung des oberen und unteren Teils von MS-Schaltzellen werden isolierende Schutzplatten eingesetzt, um anschließende notwendige Arbeiten im geschützten Bereich ausführen zu können. In Innenraumanlagen mit unterschiedlichen Schaltzellen muss eine eindeutige Zuordnung der Platten zu den jeweiligen Anlagen, z.B. durch Kennzeichnung, gewährleistet sein. Vor jedem Einschieben müssen die Schutzplatten einer Sichtprüfung, hinsichtlich Verschmutzung oder Isolationsmängeln, unterzogen werden. Wiederholungsprüfungen sind nicht erforderlich.
Das richtige Werkzeug: Spannungsprüfer und Phasenvergleicher
Für Wechselspannungen über 1 kV kommen in Deutschland nur kapazitive Spannungsprüfer, kapazitive Spannungsprüfsysteme und für ein begrenztes Einsatzgebiet auch Fernspannungsprüfer (Freileitungen ≥ 110 kV) zum Einsatz. Geräte entsprechend der Norm für kapazitive Spannungsprüfer bieten für den Anwender durch die kürzere Bauweise (Typ L für Freileitungen) einen Gewichtsvorteil, der gern in der Praxis angenommen wird.
Alle Hochspannungsprüfer müssen in Abständen von maximal sechs Jahren einer kompletten Wiederholungsprüfung unterzogen werden, die im Wesentlichen aus elektrischen Prüfungen besteht. Die Auswertung von Wiederholungsprüfungen der Werkzeuge hat gezeigt, dass kapazitive Spannungsprüfer, die nicht einer bestimmten Anlage zugeordnet sind und in Einsatzfahrzeugen transportiert werden, mitunter einen sehr schlechten Zustand aufweisen.
Die erforderliche Sorgfalt im Umgang mit diesen Werkzeugen ist oft nicht zu erkennen. Trotz sichtbarer, starker Beschädigungen waren die Geräte zu einer normalen Wiederholungsprüfung abgegeben und nicht schon vorher einer weiteren Benutzung entzogen worden.
Isolierende Hubarbeitsbühnen
Die isolierende Hubarbeitsbühne muss auch zu den Schutz- und Hilfsmitteln gezählt werden, da sie letztlich die gleiche elektrische Funktion wie eine isolierende Matte erfüllt. Ein Unfallschwerpunkt bei den Hebebühnen bildet die Gefahr, dass leitfähige Teile der Bühne eine Spannungsverschleppung hervorrufen können.
Der Arbeitskorb ist deshalb unter ständiger Beachtung der Sicherheitsabstände zu anderen unter Spannung stehenden Teilen an die Arbeitsstelle heranzufahren. Die Benutzung von elektrischen Betriebsmitteln im Arbeitskorb über entsprechende Verlängerungsleitungen und von Seilen zum Hochziehen von Material darf nur mit besonderer Vorsicht erfolgen.


Anzumerken ist an dieser Stelle auch die Gefahr des Absturzes aus dem Arbeitskorb. Immer wieder treten schwere Unfälle auf, weil die Bühne nicht ausreichend im öffentlichen Straßenverkehr abgesperrt und gekennzeichnet war. Wenn sich zudem der Monteur nicht gegen Absturz im Arbeitskorb sichert, sind die Unfallfolgen noch gravierender. Die Isolierstrecken isolierender Hebebühnen müssen regelmäßig gepflegt und elektrisch geprüft werden. Die Prüfergebnisse sind in einem Prüfbuch zu protokollieren.
Schirmende Schutzkleidung für das Arbeiten unter Spannung bis 800 kV
Der schirmende Schutzanzug ist eine persönliche Schutzausrüstung (PSA) für das Arbeiten an oder in der Nähe von unter Spannung stehenden Hochspannungsanlagen mit Nennspannungen bis 800 kV. Er wirkt wie ein Faradaykäfig und schützt so den Träger vor unzulässig starken elektrischen Feldern und gefährlicher, elektrischer Durchströmung. Der Anzug wurde von Textiltechnikern, Hochspannungstechnikern und im Arbeiten unter Spannung erfahrenen Fachleuten entwickelt. Er erfüllt die Anforderungen der IEC 60895.

Der einteilige Anzug besitzt einen dreischichtigen Aufbau. Die äußere Schicht besteht aus einem flammhemmenden, reißfesten, textilen Gewebe. Die mittlere Schicht bildet ein metallisiertes Polyamidgewebe, das eine hohe elektrische Leitfähigkeit und damit eine ausgezeichnete Schirmwirkung gegen elektrische Felder besitzt.
Die dem Körper zugewandte, innere Schicht ist ein saugfähiges, körperfreundliches Baumwollgestrick. Zum Anschluss der Potenzialausgleichsvorrichtung für das Arbeiten an unter Spannung stehenden Anlagenteilen und zur Kontrolle der durchgehenden Leitfähigkeit des Anzugs ist dieser mit mehreren Kontakten ausgerüstet.
Die Füße werden vollständig mit schirmenden Füßlingen geschützt, die den gleichen Aufbau wie der Anzug haben. Sie werden mit metallisierten Reißverschlüssen am unteren Rand der Beine des Anzugs mit diesem elektrisch leitend verbunden.
Auf diese Weise ist es möglich, die Füßlinge individuell an die Fußgröße des Monteurs anzupassen, sie unabhängig vom Anzug zu reinigen oder bei Verschleiß zu ersetzen, ohne den Anzug aussondern zu müssen. Der Schutzanzug und die Füßlinge sind in hohem Maße wasserdampfdurchlässig und atmungsaktiv. Sie gewährleisten aufgrund der schnitttechnischen Konstruktion einen hohen Tragekomfort.
Die Hände des Monteurs werden durch ebenfalls dreischichtige, schirmende Handschuhe geschützt. Die Außenschicht besteht aus weichem Nappaleder. Die inneren Schichten sind mit denen des Anzugs und der Füßlinge identisch. Der leitfähige Kontakt mit dem Anzug erfolgt mittels hoch flexibler Kupferlitze.
Zum Schutz des Kopfs vor starken elektrischen Feldern dient die Kapuze des Anzugs. Unter ihr kann in Bereichen niedriger Feldstärke, z.B. bei Arbeiten in der Nähe von unter Spannung stehenden Anlagenteilen, ein Kunststoffschutzhelm getragen werden. Für Arbeiten bei hohen Feldstärken, z.B. an Freileitungsseilen, wird ein Schutzhelm mit metallisierter Helmschale und leitfähigem Visier angeboten.
Die genannten Komponenten der kompletten Schutzausrüstung, insbesondere deren durchgängige, elektrisch hochleitende Verbindung, sorgen für eine ausgezeichnete Schirmwirkung gegenüber elektrischen Feldern. Die so erreichbare Schirmdämpfung von über 40 dB gewährleistet ein hohes Maß an Sicherheit und ein angenehmes Arbeiten auch unter extremen Belastungen.
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