Unfallbericht: Arbeitsbereich mit Hubarbeitsbühne verlassen

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Unverzichtbar: die Einweisung in die Bedienung von Hubarbeitsbühnen zur Einhaltung des Sicherheitsabstands und der Beachtung der Arbeitsbereiche
Beachten Sie bei der Bedienung von Hubarbeitsbühnen unbedingt die freigegebenen Arbeitsbereiche und halten Sie die notwendigen Sicherheitsabstände ein. (Bildquelle: Shinyfamily/iStock/Thinkstock)

In einer 110-kV-Freiluftschaltanlage sollten Isolatoren gewechselt werden. Dabei fuhr der Monteur mit der Hubarbeitsbühne über die Arbeitsgrenze hinaus. Er gelangte in den Gefahrenbereich eines benachbarten Schaltfelds, das in Betrieb war. Es kam zu einem tragischen Stromunfall mit tödlichem Ausgang.

Was ist passiert?

Der Anlagenbetreiber hatte ein Montageunternehmen mit dem Auswechseln der Isolatoren einer 110-kv-Freiluftschaltanlage beauftragt. In Vorbereitung auf die anstehenden Arbeiten erhielt der arbeitsverantwortliche Monteur eine Grundeinweisung durch den Anlagenverantwortlichen des Energieversorgungsunternehmens. Außerdem erfolgte vor Ort eine weitere Einweisung für jeden Arbeitsabschnitt, bevor die Arbeitserlaubnis übergeben wurde. Inhalt dieser Einweisung war unter anderem die Abgrenzung der jeweiligen Arbeitsbereiche.

Als die dreiköpfige Arbeitskolonne des Montageunternehmens an der Arbeitsstelle eintraf, unterwies der Arbeitsverantwortliche sie. Dabei unterrichtete er sie insbesondere über die aufgrund des benachbarten im Betrieb befindlichen Schaltfelds erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen.

Im Laufe des Arbeitstags wechselten zwei Monteure mittels einer Hubarbeitsbühne die Isolatoren an den Portalen der Freiluftschaltanlage. Währenddessen führten der dritte Monteur und der Arbeitsverantwortliche am Boden Vormontagen an den Isolatoren durch.

Nachdem die Isolatoren gewechselt waren, stieg einer der Monteure aus dem Arbeitskorb. Die verbliebene Elektrofachkraft wollte die Hubarbeitsbühne in Grundstellung bringen. Dabei verwechselte der Monteur aber die Hebelstellung und hob den Arbeitskorb an. Dadurch drang er in die Gefahrenzone des benachbarten Schaltfelds ein, das sich in Betrieb befand. Es kam zu einem Stromunfall. Der auftretende Überschlag mit anschließendem Lichtbogen führt zum sofortigen Tod des Monteurs.

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Was ist hier schiefgelaufen?

Nach dem Stromunfall erfolgte eine Unfallanalyse. Dabei wurde festgestellt, dass die vom Anlagenverantwortlichen festgelegte Absperrung der Arbeitsgrenze verändert worden war. Der Bereich, in dem sich die Hubarbeitsbühne zum Zeitpunkt des Unfalls befand, hätte nicht freigegeben werden dürfen.

Es war eindeutig, dass das Unterschreiten der für Arbeiten in der Nähe erforderlichen Sicherheitsabstände (§ 7 der DGUV Vorschrift 3 bzw. Tabelle 102 der VDE 0105-100) in diesem Fall die Unfallursache war.

So vermeiden Sie Stromunfälle bei Arbeiten mit Hubarbeitsbühnen

  • Bedienen Sie Hubarbeitsbühnen nur nach einer intensiven Einweisung zur Bedienung.
  • Beachten Sie die Anweisungen vom Anlagenverantwortlichen und dem Arbeitsverantwortlichen.
  • Halten Sie die freigegebenen Arbeitsbereiche konsequent ein.
  • Autor:

    Dr.-Ing. Jens Jühling

    Leiter der Abteilung Prävention der BG ETEM

    Jens Juehling

    Jens Jühling ist Technischer Sekretär der Internationalen Sektion Elektrizität der IVSS (Internationale Vereinigung für soziale Sicherheit) und seit 2006 Leiter der Abteilung Prävention.

    Seit vielen Jahren arbeitet er im Normungsbereich „Arbeiten unter Spannung“ mit. Derzeit ist er Obmann des Normungskomitees K214 und deutscher Vertreter in der Live Working Association.

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