Elektrotechnisch unterwiesene Person: Wer ist das?
- Kommentare: 0
- Qualifikation
- Artikel als PDF herunterladen
Wer ist eine elektrotechnisch unterwiesene Person (EuP)?
Der Begriff „elektrotechnisch unterwiesene Person“ (EuP) wird in den einschlägigen Normen der Elektrotechnik definiert. In der DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) und der DIN VDE 1000-10 (VDE 1000-10) findet sich die folgende Definition der elektrotechnisch unterwiesenen Person:
Person, die durch eine Elektrofachkraft über die ihr übertragenen Aufgaben und die möglichen Gefahren bei unsachgemäßem Verhalten unterrichtet und erforderlichenfalls angelernt sowie über die notwendigen Schutzeinrichtungen persönliche Schutzausrüstung und Schutzmaßnahmen unterwiesen wurde.
Die elektrotechnisch unterwiesene Person arbeitet immer unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft (EFK).
Tipp der Redaktion
NEU: Elektrotechnisch unterwiesene Personen selbst ausbilden
- Komplett vorbereitete Schulungsinhalte
- Direkte Anwendbarkeit: Ideal für Ihre internen Schulungen.
- Individuell anpassbar: Schulen Sie die EuP gezielt auf Ihre betrieblichen Anforderungen.
Elektrotechnisch unterwiesene Person – Rechtsgrundlagen
Das Arbeitsschutzgesetz regelt es eindeutig: Der Unternehmer darf eine Aufgabe nur dafür geeigneten Mitarbeitern übertragen. § 7 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG):
„Bei der Übertragung von Aufgaben auf Beschäftigte hat der Arbeitgeber je nach Art der Tätigkeiten zu berücksichtigen, ob die Beschäftigten befähigt sind, die für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei der Aufgabenerfüllung zu beachtenden Bestimmungen und Maßnahmen einzuhalten.“
Doch was bedeutet das konkret für den Bereich der Elektrotechnik?
Die Verantwortung liegt beim Unternehmer!
Der Unternehmer hat die sogenannte Auswahlverantwortung.
Mit der Einführung der Unfallverhütungsvorschriften ist die Anzahl der tödlichen Stromunfälle glücklicherweise gesunken. Dennoch gibt es immer noch Arbeitgeber, die sich nach einem Stromunfall vor Gericht verantworten müssen. Nicht selten wird dabei festgestellt, dass der Unternehmer seiner Auswahlverantwortung nicht gerecht wurde und ein Organisationsverschulden vorlag.
Schulung der elektrotechnisch unterwiesenen Person
Der Unternehmer ist dazu verpflichtet, Aufgaben nur Mitarbeitern zu übertragen, die dafür qualifiziert sind. Durch die Schulung zur elektrotechnisch unterwiesenen Person können Mitarbeiter für bestimmte elektrotechnische Aufgaben qualifiziert werden.
In der Schulung zur elektrotechnisch unterwiesenen Person werden den Angestellten elektrotechnische Grundlagen vermittelt. Außerdem gehören die Gefahren des elektrischen Stroms und geeignete Schutzmaßnahmen zu den Inhalten, die in der Ausbildung zur EuP vermittelt werden. In der Schulung der elektrotechnisch unterwiesenen Person muss selbstverständlich auch ausführlich auf die Tätigkeit eingegangen werden, die die EuP übernehmen soll. Um sicher arbeiten zu können, kann auf die Schulung der elektrotechnisch unterwiesenen Person keinesfalls verzichtet werden. Nur, wenn ein Mitarbeiter tatsächlich zu einer Tätigkeit unterwiesen wurde, darf er diese elektrotechnische Arbeit durchführen.
Downloadtipps der Redaktion
Checkliste: „Anforderungsprofil an die elektrotechnisch unterwiesene Person"
Hier gelangen Sie zum Download.
Formular: „Bestellung zur elektrotechnisch unterwiesenen Person"
Hier gelangen Sie zum Download.
Unterweisung: „VDE 1000-10 „Anforderungen an die im Bereich der Elektrotechnik tätigen Personen"
Elektrotechnisch unterwiesene Person arbeitet unter Leitung und Aufsicht
Was bedeutet „Unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft“? Es heißt keineswegs, dass die Elektrofachkraft ständig vor Ort sein muss, während die elektrotechnisch unterwiesene Person arbeitet. Die EFK muss sich aber in angemessenen Zeitabständen davon überzeugen, dass die elektrotechnisch unterwiesene Person die erteilten Anweisungen beachtet und sicherheitsgerecht arbeitet. Die Elektrofachkraft trägt die Verantwortung.
Ziel ist die Risikominimierung
Ziel der Norm ist eine Risikominimierung aufgrund der fachlichen Qualifikation der tätigen Personen. Eine persönliche Eignung wird ausdrücklich als wichtiges Kriterium, aber nicht als Gegenstand der Norm erwähnt.
Eine Elektrofachkraft mit fundierten Grundkenntnissen der Elektrotechnik und Berufserfahrung kann Gefährdungen bei der Arbeit besser einschätzen als eine elektrotechnisch unterwiesene Person. Denn die EuP wurde zwar für die Gefahren des elektrischen Stroms sensibilisiert und kennt die notwendigen Schutzmaßnahmen, sie hat aber im Vergleich zur Elektrofachkraft fachliche Defizite und es mangelt der elektrotechnisch unterwiesenen Person darüber hinaus an Berufserfahrung. Daher ist es fragwürdig, ob eine elektrotechnisch unterwiesene Person die Gefahren im breiten Spektrum des Elektrobereichs einschätzen und das Gefährdungspotenzial einstufen kann.
Um die Gefahren durch Orientierung am Stand der Technik und den elektrotechnischen Regeln minimieren zu können, sind gute Kenntnisse der Vorschriften und Normen sowie umfassende praktische Erfahrungen nötig. Diese Voraussetzungen erfüllt die elektrotechnisch unterwiesene Person nicht. Um die Sicherheit während den Arbeiten gewährleisten zu können, darf die elektrotechnisch unterwiesene Person daher nur unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft arbeiten.
Tipp der Redaktion
NEU: Elektrotechnisch unterwiesene Personen selbst ausbilden
- Komplett vorbereitete Schulungsinhalte
- Direkte Anwendbarkeit: Ideal für Ihre internen Schulungen.
- Individuell anpassbar: Schulen Sie die EuP gezielt auf Ihre betrieblichen Anforderungen.
Verantwortung und Aufgaben der elektrotechnisch unterwiesenen Person
Die elektrotechnisch unterwiesene Person kann nur die ihr übertragenen Aufgaben beurteilen und zur Verfügung gestellte Schutzmaßnahmen anwenden. Die Elektrofachkraft trägt daher die Fachverantwortung.
Die Ausbildung zur elektrotechnisch unterwiesenen Person (EuP) ist praktisch gesehen eine Erweiterung der Qualifikation eines elektrotechnischen Laien. Die Qualifikation zur elektrotechnisch unterwiesenen Person soll ein Mindestmaß an Arbeitssicherheit gewährleisten, wenn beispielsweise ein Schaltschrank zur Quittierung von Schutzeinrichtungen geöffnet werden muss, eine elektrische Anlage gereinigt werden muss oder nicht elektrotechnische Arbeiten in der Nähe von unter Spannung stehenden Teilen ausgeführt werden müssen.
Arbeiten, die elektrotechnischen Sachverstand, Kompetenz und Eigenverantwortung erfordern, bleiben den Elektrofachkräften vorbehalten und dürfen nicht von elektrotechnisch unterwiesenen Personen durchgeführt werden. Welche Tätigkeiten eine elektrotechnisch unterwiesene Person übernimmt, legt der Unternehmer fest. Dabei muss er die persönliche Eignung und die Ausbildungsmaßnahmen der individuellen elektrotechnisch unterwiesenen Person berücksichtigen.
Mögliche Arbeiten, die die elektrotechnisch unterwiesene Person übernehmen kann, sind:
- einfache Wartungstätigkeiten
- Reinigen elektrischer Betriebsräume
Arbeiten in der Nähe unter Spannung stehender Teile (AiN):
- Tauschen von Sicherungseinsätzen mit geeigneten Hilfsmitteln, Anzeigelampen oder Geräteschutzsicherungen
- Betätigen von Schutzeinrichtungen wie Leitungsschutzschalter, Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) oder auch Motorschutzschalter
Arbeiten unter Spannung (AuS):
- an Akkumulatoren bis 120 V DC
- an Photovoltaikanlagen bis 120 V DC
- Prüfen von ortsveränderlichen Betriebsmitteln im Prüfteam mit der Elektrofachkraft
Regelmäßige Unterweisung der elektrotechnisch unterwiesenen Person ist Pflicht
Der aktuelle Stand der Technik entwickelt sich immer weiter, Normen und Vorschriften werden aktualisiert und im Arbeitsalltag nimm oft das Bewusstsein für die Gefahren bei der Arbeit ab. Daher muss die elektrotechnisch unterwiesene Person regelmäßig unterwiesen werden und an Schulungen zum Erhalt der Fachkunde teilnehmen.
Die DIN VDE 1000-10 fordert, dass die Verantwortliche Elektrofachkraft den Erhalt der Fachkunde der EuP sicherstellt. Die Durchführung dieser Wiederholungsschulungen und Unterweisungen muss protokolliert werden. Nur durch die Dokumentation von Unterweisungen kann im Falle von Arbeitsunfällen nachgewiesen werden, dass die Pflicht zur regelmäßigen Unterweisung erfüllt wurde.
Autor: Mirko Engert
zuletzt aktualisiert im August 2024
Kommentare
Einen Kommentar schreiben