Hä? Wie bitte? Darum ist Gehörschutz unverzichtbar

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Gehörschutz ist unverzichtbar: Schütze dich rechtzeitig gegen Lärm!
Wie bitte?... Lass es nicht so weit kommen! (Bildquelle: SIphotography/iStock/Getty Images)

Lärm kann krank machen und das Gehör bleibend schädigen. Das ist medizinisch belegt. Hier erfährst du, wie du dich als Elektro-Azubi mit einem geeigneten Gehörschutz bei der Arbeit schützen kannst.

Beim Arbeiten mit Maschinen und Elektrogeräten ist Lärm oft kaum vermeidbar, doch jeder kann sich dagegen schützen. Wer darauf verzichtet, riskiert bleibende Gehörschäden. Lärmschwerhörigkeit ist bei Elektrikern und Elektrofachkräften sogar die häufigste Berufskrankheit.

Aus diesen 5 Gründen wirkt Lärm so heimtückisch

Viele Menschen schätzen die Folgen von Lärm falsch ein. Ob im Elektro-Beruf oder in der Freizeit, ob durch Musik oder Motoren – ein gewisser Schallpegel scheint uns anzuregen. Doch das ist nur die eine Seite von lautstarkem Lärm. Die folgenden Aspekte sollte sich jeder bewusst machen:

  1. Schutzlosigkeit: Unseren Ohren fehlt ein Schließmuskel. Werden unsere Augen belastet, ob durch Zugluft, grelles Licht oder Staub, blinzeln wir sofort oder kneifen unwillkürlich die Augen zu. Beim Ohr gibt es keinen solchen Schutzmechanismus. Der Mensch kann seine Ohren nicht aktiv verschließen, er benötigt dazu Hilfsmittel wie Ohrstöpsel.
  2. Unheilbarkeit: Schädigungen des Innenohrs, die dein Hörvermögen beeinträchtigen, sind nicht zu reparieren. Das bedeutet, dass eine Innenohrschwerhörigkeit nicht von selbst heilen kann wie etwa eine Verletzung der Haut. Auch gibt es keine Medikamente dagegen wie bei einer Erkältung. Solche Gehörschäden durch Lärm sind unheilbar und bleiben bis ans Lebensende.
  3. Spätfolgen: Wir bemerken Schäden des Innenohrs nicht sofort. Schwerhörigkeit entwickelt sich schleichend. Viele Gehörschäden durch Lärm, dem du dein Trommelfell heute bei der Arbeit oder in der Freizeit aussetzt, spürst du erst viele Jahre später. Dann ist es jedoch zu spät und es hilft nur noch ein Hörgerät.
  4. Falsche Risikowahrnehmung: Viele meinen, dass Lärm zwar auf Dauer schade, aber ab und zu mal extrem laute Musik zu hören, sei nicht so schlimm. Das ist Unsinn. Schon eine einmalige extreme Lärmbelastung (Explosion, sehr laute Maschine, Live-Konzert, Feuerwerkskörper) kann zu einem Hörsturz führen. Das kann dich zeitweise taub machen oder einen Tinnitus auslösen.
  5. Stress: Viele Menschen sind den ganzen Tag über einem Geräuschpegel ausgesetzt. Weckerklingeln, Radio beim Frühstück, Musik über das Handy, Maschinen am Arbeitsplatz, Gedudel beim Einkaufen oder im Wartezimmer vom Zahnarzt … Momente der Stille findet man nur noch, wenn man sie aktiv sucht oder sich selbst schafft. Diese Dauerbeschallung ist ein Stressfaktor. Auch dann, wenn jeder einzelne Lärm keine Gehörschädigung verursacht. Sensibilität und Stresssymptome sind bei jedem unterschiedlich. Wer häufig unter Verspannungen, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen leidet, wer sich nervös, unruhig oder angespannt fühlt, sollte sich fragen, wann er zum letzten Mal wirklich „runtergekommen“ ist und in Ruhe entspannen konnte.

Gehörschutz bei Elektroarbeiten ist nicht schwer

Für Lärm beim Arbeiten gibt es Grenzwerte, die dein Arbeitgeber einhalten muss. Da die Geräuschkulisse an vielen Arbeitsplätzen ständig schwankt, ist das Bewerten dieser Lärmbelastungen kompliziert. Doch wenn du dich durch Lärm beim Arbeiten gestresst fühlst, dann solltest du deinen Vorgesetzten darauf ansprechen – wenn es z.B. so laut ist, dass du Anweisungen kaum verstehst oder sie sogar geschrien werden müssen.

Gehörschutz ist ein wichtiges Element der persönlichen Schutzausrüstung (PSA).
Gehörschutz gehört zur persönlichen Schutzausrüstung (PSA) (Bildquelle: TonyLomas/iStock/Getty Images)

Gehörschutz: Diese Schutzausrüstungen für das Ohr gibt es

Die gute Nachricht ist: Sein Gehör zu schützen, ist recht einfach. Man unterscheidet 3 unterschiedliche Arten von Gehörschutz-PSA, den Schutzausrüstungen für das Ohr:

  1. Ohrstöpsel sind die einfachste Variante. Es gibt sie aus Schaumstoff als Einmalprodukte oder mit vorgeformten Kunststofflamellen zur mehrfachen Verwendung. Lass dir zeigen, wie man die Einmalstöpsel durch leichtes Drehen richtig einsetzt, so dass sie auch wirkungsvoll schützen.
  2. Kapselgehörschützer gibt es in vielen Varianten, mit Kopf- oder Nackenriemen, am Schutzhelm befestigt, mit elektronischer Steuerung oder kombiniert mit Sprechfunk. Lass dir zeigen und erklären, wann und wie du diese Ausrüstung benutzen musst.
  3. Otoplastiken werden nach einem Abguss des Innenohrs hergestellt. Sie sind daher individuell an den Ohrkanal des Trägers angepasst und bieten eine besonders gute Schutzfunktion. Wenn du Ohrstöpsel nicht verträgst und Kapselgehörschützer nicht infrage kommen, solltest du mit deinem Vorgesetzten und dem Betriebsarzt klären, ob Otoplastiken für dich die richtige Lösung sind.

Egal, welchen Gehörschutz du bei der Arbeit verwendest – dein Arbeitgeber muss dir diese Schutzausrüstung für deine Ohren zur Verfügung stellen und auch bezahlen. Wenn du zusätzlich auch in der Freizeit hohen Lärmpegeln ausgesetzt bist, zum Beispiel im Club, im Stadion oder auf Konzerten, solltest du dir in der Apotheke Ohrstöpsel besorgen. Denn deine Ohren und deinen Gehörsinn vor Lärmschädigungen zu schützen, ist keineswegs übervorsichtig, sondern zeigt, dass du souverän die Verantwortung für deine Gesundheit übernimmst.

  • Autor:

    Dr. Friedhelm Kring

    freier Lektor und Redakteur

    Kring, Friedhelm

    Dr. Friedhelm Kring ist freier Lektor, Redakteur und Fachjournalist mit den Schwerpunkten Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

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