Unfallbericht: Stromschlag an defekter Strahlkabine

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Auch ein plötzliches Wiederanlaufen einer Maschine hat schon oft zu Unfällen geführt.
Auch ein plötzliches Wiederanlaufen einer Maschine hat schon oft zu Unfällen geführt. (Bildquelle: LSOphoto/iStock/Thinkstock)

Arbeitsauftrag

Die Sandstrahlkabine einer Maschinenbaufirma war defekt und konnte nicht weiter benutzt werden. Sie war jedoch noch am elektrischen Versorgungsnetz angeschlossen. Da die Firma über keinen Betriebselektriker verfügte, beauftragte sie einen Schlosser aus dem eigenen Hause mit der Fehlersuche. Aufgrund seiner Feststellungen sollte dann ein Angebot zur Reparatur eingeholt werden.

Unfallhergang

Der Mitarbeiter war keine Elektrofachkraft und beschränkte sich deshalb auf die Fehlersuche bei den mechanischen und pneumatischen Funktionsgruppen. Er verfolgte einen Druckluftschlauch, um die mechanischen Verbindungen auf ordnungsgemäßen Zustand zu überprüfen. Dies geschah an der Außenhülle der Strahlkabine, ohne dass irgendwelche Abdeckungen entfernt werden mussten.

Um den Druckluftschlauch über die gesamte Länge abtasten zu können, kniete sich der Schlosser vor die Strahlkabine. Mit der rechten Hand berührte er dabei den Schlauch und mit der linken stützte er sich währenddessen an der Stahlkonstruktion der Kabine ab. Beim weiteren Abtasten des Druckluftschlauchs griff er hinter ein Knotenblech der Stahlkonstruktion. Dabei berührte er ein offenes, unter Spannung stehendes Teil und erlitt eine Körperdurchströmung. Er riss die rechte Hand augenblicklich zurück und zog sich Abschürfungen zu.

Der Verletzte wurde mit einem Notarzt ins Krankenhaus gebracht. Dort stellte man an der Hand eine Strommarke fest. Da keine schwerwiegenden Verletzungen vorlagen, konnte der Verunfallte jedoch nach einer Beobachtungszeit wieder entlassen werden.

Sandstrahlkabine zur Oberflächenvorbehandlung
Sandstrahlkabine zur Oberflächenvorbehandlung

Unfallanalyse

Eine Fehlersuche an einem Gerät oder einer Maschine – gleich welcher Art – darf nur im spannungsfreien Zustand ausgeführt werden. Denn Gefährdungen wie im obigen Fall können nicht nur durch Isolationsfehler entstehen. Auch ein plötzliches Wiederanlaufen hat schon oft zu Unfällen geführt. Deshalb vorher Trenneinrichtung betätigen oder Netzstecker ziehen!

  • Autor:

    Dr.-Ing. Jens Jühling

    Leiter der Abteilung Prävention der BG ETEM

    Jens Juehling

    Jens Jühling ist Technischer Sekretär der Internationalen Sektion Elektrizität der IVSS (Internationale Vereinigung für soziale Sicherheit) und seit 2006 Leiter der Abteilung Prävention.

    Seit vielen Jahren arbeitet er im Normungsbereich „Arbeiten unter Spannung“ mit. Derzeit ist er Obmann des Normungskomitees K214 und deutscher Vertreter in der Live Working Association.

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