Interview zur elektrotechnischen Ausbildung mit IHK und HWK

  • (Kommentare: 0)
  • Azubis unter Strom – Fachbeiträge
5/5 Sterne (6 Stimmen)
Wie wäre es mit einer Ausbildung im Elektrobereich?
Wie wäre es mit einer Ausbildung im Elektrobereich? (Bildquelle: Cineberg/iStock/Getty Images Plus)

Welche Berufe gibt es im Elektrobereich? Welche Fähigkeiten sollte ich mitbringen? Und wo kann ich mich informieren? Die Redaktion von „Azubis unter Strom“ hat sich darüber in einem Interview mit Anette Göllner von der HWK und Dr. Christian A. Fischer von der IHK unterhalten.

elektrofachkraft.de: Welche Berufe gibt es im Elektrohandwerk bzw. in der Elektroindustrie?

Anette Göllner: Im Elektrohandwerk gibt es eine Vielzahl von Ausbildungsberufen. Eines haben dabei alle Berufe des Elektrohandwerks gemeinsam: Die Ausbildungsdauer beträgt 3 ½ Jahre und beinhaltet den Umgang mit modernster Technik und neuesten Technologien. Diesem technischen Wandel und Fortschritt folgend, wurden die Berufe des Elektrohandwerks im Rahmen einer Neuordnung zum 01. August 2021 angepasst. Folgende Elektroberufe stehen Interessent/innen bei der Handwerkskammer zur Auswahl:

  • Elektroniker/in der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik
  • Elektroniker/in der Fachrichtung Automatisierungs- und Systemtechnik
  • Informationselektroniker/in mit den betrieblichen Einsatzgebieten
    • Geräte-, IT- und Bürosystemtechnik
    • Sende-, Empfangs- und Breitbandtechnik
    • Brandschutz und Gefahrenmeldeanlagen sowie
    • Telekommunikationstechnik
  • Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration
  • Elektroniker/in für Maschinen- und Antriebstechnik (HWK)

Dr. Christian A. Fischer: Bei der IHK Schwaben gibt es nachfolgende Berufe im Bereich Elektro:

  • Elektroniker/in für Geräte und Systeme
  • Elektroniker/in für Betriebstechnik
  • Elektroniker/in für Automatisierungstechnik
  • Elektroniker/in für Gebäude und Infrastruktur
  • Elektroniker/in für Informations- und Systemtechnik
  • Elektroniker/in für luftfahrtechnische Systeme
  • Elektroanlagenmonteur/in
  • Industrieelektriker/in
  • Mechatroniker/in

Der Großteil der hier genannten Berufe wurden im Jahr 2018 modernisiert und gewährleistet somit einmal mehr eine zukunftssichere duale Ausbildung.

 

elektrofachkraft.de: Wo können sich Interessierte über die Ausbildungsberufe informieren? Gibt es bei der IHK bzw. der HWK Informationsmaterial, Sprechstunden und/oder Veranstaltungen anhand derer sich Interessierte über Ausbildungsmöglichkeiten informieren können?

Dr. Christian A. Fischer: Zu generellen Themen der Berufswahl und -orientierung gibt es bei der IHK diverse Informationsmaterialien, Sprechstunden zur Berufsberatung, Elternabende und vieles mehr. Für weitere Fragen und Informationen können Interessierte jederzeit Kontakt mit dem Team der Berufsorientierung über berufsorientierung@schwaben.ihk.de aufnehmen. Des Weiteren kann auch mit unseren Bildungsberatern Kontakt aufgenommen werden: Sie helfen gerne bei allen Fragen rund um die IHK-Berufe. Ebenso finden im Laufe eines Jahres viele Informationsveranstaltungen der IHK Schwaben zum Thema duale Berufsausbildung statt. Termine können im Veranstaltungskalender eingesehen werden.

Bei Fragen rund um IHK-Ausbildungsberufe und Möglichkeiten der Berufsorientierung steht das Team der Berufsorientierung der IHK Schwaben zur Verfügung. Interessierte können sich auch über die Lehrstellenbörse der IHK über offene Stellen informieren. Außerdem gibt es bei der IHK Schwaben sogenannte Azubi-Scouts: Das sind Azubis, die in die Schulen gehen und dort von ihrem Berufsalltag und ihrer eigenen Berufsfindung berichten. Auf diese Weise bekommen interessierte Schülerinnen und Schüler ganz authentisch einen Einblick in die einzelnen Ausbildungsberufe.

Anette Göllner: An der Ausbildung Interessierte können sich bei ihrer zuständigen Handwerkskammer informieren, ebenso stehen die Innungen und der Landesinnungsverband des Bayerischen Elektrohandwerks bei Fragen rund um die Ausbildung im Elektrohandwerk zur Seite.

Wir, die Handwerkskammer für Schwaben, beraten Interessierte, Betriebe wie Auszubildende gleichermaßen, gerne und individuell zu den Ausbildungsberufen. Dabei unterstützen wir aktiv die Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz im Wunschberuf.

Zudem raten wir Interessent/innen sich auf unseren Internetseiten einen Überblick über die E-Berufe zu verschaffen. Hierzu empfehlen wir einen Blick auf www.lehrlinge-fuer-bayern.de zu werfen und sich im Berufewiki über die Ausbildungsberufe zu informieren. Im Macher-Blog, der ebenfalls auf dieser Homepage zu finden ist, finden Ausbildungsinteressent/innen darüber hinaus Interviews mit Auszubildenden, die über ihren Ausbildungsalltag erzählen und Fragen rund um die Ausbildung beantworten.

Neben individuellen Beratungsterminen für Ausbildungsinteressent/innen bieten wir in regelmäßigen Abständen Onlinesprechstunden an, in denen wir über die duale Ausbildung im Handwerk informieren. Mehr Informationen sind unter www.hwk-schwaben.de/berufsorientierung zu finden. Zudem händigen wir Interessent/innen auch gerne Informationsmaterialien rund um das Thema E-Berufe und Ausbildung aus.

 

elektrofachkraft.de: Wie ist die aktuelle Situation? Gibt es genügend Ausbildungsplätze und noch offene Stellen im Elektrobereich?

Dr. Christian A. Fischer: Im Kammerbezirk der IHK Schwaben finden sich rund 300 Unternehmen, die im Elektrobereich ausbilden. Stand Juli 2021 gibt es noch über 75 offene Ausbildungsplätze.

Anette Göllner: Auch im Elektrohandwerk gibt es noch offene Ausbildungsplätze. Die Betriebe suchen dringend nach Nachwuchskräften, um ihren zukünftigen Fachkräftebedarf zu sichern. Wer entsprechende Voraussetzungen mitbringt, hat gute Chancen auch kurzfristig noch einen Ausbildungsplatz zu ergattern.

 

elektrofachkraft.de: Warum sollten sich Jugendliche und junge Erwachsene für eine elektrotechnische Ausbildung entscheiden?

Anette Göllner: Mit einer Ausbildung im Elektrohandwerk entscheiden sich Jugendliche und junge Erwachsene für ein zukunftsorientiertes Berufsfeld. Von regenerativen Energien, modernster Netzwerk- und Telekommunikationstechnik bis hin zu Smart-Home-Anwendungen und modernster Maschinen-, Regelungs-, Energie- und Anlagentechnik reicht das Angebot. Das Elektrohandwerk ist ein sicherer und krisenfester Arbeitgeber mit einer Vielzahl von Karrieremöglichkeiten und vielfältigen, auf die Ausbildung aufbauenden Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, z.B. die Meisterprüfung, die dem Bachelor gleichgestellt ist.

Dr. Christian A. Fischer: Die Wahl für eine duale Ausbildung in der Elektroindustrie ist eine gute Entscheidung, bietet sie doch einen idealen Einstieg in die Berufswelt. Eine duale Ausbildung ist nicht nur theoretisch optimal aufgestellt, sondern bietet durch ihre Praxisverknüpfung eine ideale Basis zur Kompetenzentwicklung. Somit sind Fachkräfte aus der dualen Ausbildung Fachexperten und zielorientierte Praktiker zugleich. Außerdem lässt die technologische Entwicklung eine Tendenz hin zur Elektrifizierung erkennen, was wieder den Elektroberufen zugutekommen dürfte. Hier werden tendenziell – sollte sich die Entwicklung so weiter fortsetzen – in Zukunft mehr Fachkräfte benötigt werden.

Wer ist eigentlich für was zuständig?

Industrie- und Handelskammer (IHK):

Die Industrie- und Handelskammern sind regional organisiert. Es handelt sich um branchenübergreifende Verbände aus Unternehmen und Wirtschaftsunternehmen. Alles Gewerbetreibenden und Unternehmen gehören ihnen per Gesetz an. Ausnahme bilden reine Handwerksunternehmen, Landwirtschaften und Freiberufler, die nicht im Handelsregister eingetragen sind.

→ weitere Informationen

Handwerkskammer (HWK):

Die Handwerkskammern vertreten als regionale Dachorganisationen die Interessen des Gesamthandwerks. Die HWK übt hierbei die Rechtsaufsicht über die Innungen und die Kreishandwerkerschaften im Kammerbezirk aus. Zur Handwerkskammer gehören Inhaber eines Handwerksbetriebs und des handwerksähnlichen Gewerbes sowie Gesellen, Arbeitnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung und die Lehrlinge.

→ weitere Informationen

elektrofachkraft.de: Ist der Elektrobereich krisensicher?

Dr. Christian A. Fischer: Wie vorher bereits erwähnt, lässt die technologische Entwicklung eine Tendenz hin zur Elektrifizierung erkennen, was wiederum den IHK-Elektroberufen zugutekommen dürfte. Hier werden tendenziell – sollte sich die Entwicklung so weiter fortsetzen – in Zukunft mehr Fachkräfte benötigt werden. Auch wird der Bedarf an Fachkräften, die elektrische Tätigkeiten ausführen dürfen und können, immer höher.

Anette Göllner: Auch eine Ausbildung im E-Handwerk bietet einen krisensicheren Beruf mit sehr vielseitigen Entwicklungsmöglichkeiten. Die Spezialisten dieser Branche haben gerade in der Zukunft ein stabiles berufliches Fundament.

 

elektrofachkraft.de: Welche Fähigkeiten sollte man für eine Ausbildung im Elektrobereich mitbringen?

Anette Göllner: Wer sich für eine Ausbildung im E-Handwerk entscheidet, sollte auf jeden Fall technisches Verständnis und Interesse sowie eine Affinität zu den naturwissenschaftlichen Fächern Mathematik und Physik mitbringen. Eine angeborene Neugierde und Spaß an der Teamarbeit runden das Profil ab.

Dr. Christian A. Fischer: Außerdem haben sich nachfolgende Fähigkeiten im Laufe der Zeit herauskristallisiert:

  • Geschicklichkeit und Auge-Hand-Koordination (z.B. beim Verlegen von Kabeln an schwer zugänglichen Stellen)
  • technisches Verständnis (z.B. beim Planen elektrischer Anlagen, beim Einbauen von Schaltgeräten)
  • Umsicht (z.B. beim Arbeiten an stromführenden Bauteilen und Spannungsanschlüssen)
  • Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein (z.B. beim Prüfen der Sicherheits- und Schutzfunktionen elektrischer Anlagen)

Und die folgenden Schulfächer haben natürlich auch eine gewisse Relevanz:

  • Mathematik (z.B. für das Berechnen elektrischer Größen wie Ströme und Widerstände)
  • Werken/Technik (z.B. bei der Montage von Baugruppen in Schaltschränken; technisches Zeichnen)
  • Informatik (z.B. für den Zugang zu Programmierung und digitalisierten Arbeitsprozessen)

 

elektrofachkraft.de: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Ausbildung aus? Gibt es digitale Angebote der Berufsschulen, der HWK und der IHK?

Anette Göllner: Natürlich hatte die Pandemie auch Auswirkungen auf die Ausbildung im Elektrohandwerk. So musste der Berufsschulunterricht aufgrund der Corona-Einschränkungen zeitweise auf Home-Schooling umgestellt werden und überbetriebliche Schulungen, die sogenannten Lehrlingsunterweisungen, konnten streckenweise nicht wie geplant und in vollem Umfang durchgeführt werden; sie wurden aber zeitnah nachgeholt. Die praktische Ausbildung in den Betrieben vor Ort, blieb jedoch von der Corona-Pandemie größtenteils unberührt.

Dr. Christian A. Fischer: Auch das gegenseitige „Finden“ war in der Corona-Pandemie nicht ganz einfach. Trotz all den Herausforderungen haben die Unternehmen in bayrisch Schwaben gute Wege für eine Kontaktaufnahme gefunden: So konnten jungen Menschen in Zeiten von Corona auch andere Möglichkeiten der Berufsorientierung, z. B. in Form von digitalen Messen aber auch von digitalen Praktika, nutzen. Ebenfalls wurden die (digitalen) Angebote der IHK Schwaben zum Thema Berufsorientierung von den Jugendlichen verstärkt abgerufen. Videos zur Vorstellung des Unternehmens, aber auch zum Präsentieren von Berufen wurden vermehrt angeboten – und von den Jugendlichen auch angenommen. Ebenso haben die Berufsschulen ihr digitales Zusatzangebot ausgebaut und auf diese Weise ganz erheblich zur Sicherstellung der Ausbildung beigetragen.

 

elektrofachkraft.de: In welchen Fällen können sich die Auszubildenden an die IHK und die HWK wenden? Welche Unterstützung können sie von Ihnen erwarten?

Dr. Christian A. Fischer: Zu allen Fragen der dualen Ausbildung in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung steht die IHK Schwaben sehr gerne als Ansprechpartner zur Verfügung. Hier kann das Team der Berufsorientierung bei allen Fragen der beruflichen Orientierung und der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützen.

Anette Göllner: Von unseren Ausbildungsberater/innen erhalten Auszubildende individuelle Unterstützung rund um das Thema Ausbildung. Auszubildende können sich bei allen Fragen und Anliegen, die das Thema Ausbildung betreffen, an die Ausbildungsberatung der HWK Schwaben wenden. Das beinhaltet auch Fragestellungen, wenn es „mal nicht rund“ in der Ausbildung läuft und Konflikte gelöst werden müssen. Darüber hinaus stehen wir Auszubildenden bei Fragen rund um Karrieremöglichkeiten im Anschluss an die Ausbildung als Ansprechpartner zur Verfügung. Zudem gibt es die Möglichkeit während der Ausbildung ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Bei der Organisation hilft hierbei gerne unsere Mobilitätsberaterin. Alle für Sie wichtigen Ansprechpartner/innen finden Auszubildende unter www.hwk-schwaben.de/fuerauszubildende.

 

elektrofachkraft.de: Möchten Sie künftigen Elektroazubis noch etwas mit auf den Weg geben?

Dr. Christian A. Fischer: Die Entscheidung für eine duale Berufsausbildung in einem IHK-Beruf ist mit Sicherheit eine sehr gute – ist es doch das am meisten beneidete Bildungssystem der Welt: Kein anderes Bildungssystem weist eine so perfekte Kombination von Wissensvermittlung und Kompetenzerwerb auf. Mit einer dualen Ausbildung stehen den Azubis in Zukunft alle Wege offen, da sie auf allen Qualifikationsebenen, die wir in Deutschland kennen, eine Weiterbildungsmöglichkeit hin z. B. zum Fachwirt, Betriebswirt usw. bietet. Hier findet jeder, den für sich passenden Berufsweg und die duale Ausbildung bietet so maximale Flexibilität.

Anette Göllner: Mit einer Ausbildung im E-Handwerk, entscheidet ihr euch für eine Ausbildung mit Zukunft! Wir wünschen allen, die ihre Ausbildung beginnen, viel Erfolg!

elektrofachkraft.de: Danke für das informative Gespräch!

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 4 und 5.