
Bei Arbeiten an Hochspannungsleitungen sind besondere Vorsicht und das Einhalten von Sicherheitsmaßnahmen geboten. Strom im Hochspannungsbereich kann lebensgefährlich sein, daher ist das Beachten von Sicherheitsvorschriften unerlässlich, um Unfälle zu vermeiden. Neben den Sicherheitsmaßnahmen müssen auch technologische Entwicklungen und gesetzliche Regelungen berücksichtigt werden, um eine effiziente und sichere Stromversorgung zu gewährleisten.
Funktionsweise von Hochspannungsleitungen
Ein wichtiger Aspekt der Übertragung von elektrischer Energie ist die Wahl des Übertragungssystems. Man unterscheidet Freileitungen, erdverlegte Kabel und isolierte Systeme. Freileitungen werden aufgrund ihrer Kosteneffizienz und der Möglichkeit, die Umgebungsluft zur Kühlung zu nutzen, am häufigsten verwendet. Erdverlegte Kabel werden vor allem in urbanen Gebieten eingesetzt, wo Freileitungen aus ästhetischen Gründen unerwünscht sind. Beide Systeme sind jedoch anfällig für Störungen durch äußere Einflüsse wie Schnee oder leitende Objekte.
Die Übertragung von elektrischer Energie erfolgt in der Regel durch Dreiphasenwechselstrom, da diese Art der Übertragung relativ einfach hoch- und heruntertransformiert werden kann und die Verluste bei diesem Vorgang gering gehalten werden. Allerdings führt diese Art der Übertragung zu Übertragungsverlusten durch Koronaentladung und Blindstromkompensationsstufen, insbesondere bei der Übertragung über große Entfernungen.
Anfänge im 19. Jahrhundert
Historisch gesehen reichen die Anfänge der Hochspannungsleitungen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als Elektrizität in den Alltag integriert wurde. Anfangs wurden Kraftwerke und Überlandleitungen gebaut, um die Energie zu transportieren. Die ersten Überlandleitungen bestanden aus einfachen Drähten, die jedoch aufgrund ihrer geringen Kapazität und Effizienz schnell verbessert werden mussten. Im Laufe der Zeit wurden Hochspannungsleitungen immer fortschrittlicher und entwickelten sich zu hochmodernen Systemen, die eine sichere und effiziente Übertragung von Elektrizität über große Distanzen ermöglichen.
Sicherheitsmaßnahmen sind erforderlich
Die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen und gesetzlichen Regelungen ist bei der Arbeit an Hochspannungsleitungen von entscheidender Bedeutung, um Unfälle und Schäden an den Leitungen zu vermeiden. Im Bereich der Arbeitssicherheit gibt es in Deutschland eine Vielzahl von Arbeitsschutzregelungen, die auch für die Arbeit an Hochspannungsleitungen relevant sind. Dazu gehören beispielsweise die DGUV Vorschrift 3 „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“, die die elektrische Sicherheit von Arbeitsmitteln regelt, sowie das Arbeitsschutzgesetz, das die Pflichten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Bereich der Arbeitssicherheit festlegt. Es ist wichtig, dass alle beteiligten Personen mit diesen Regelungen vertraut sind und diese konsequent einhalten, um Unfälle und Gesundheitsschäden zu vermeiden.
Wichtig: persönliche Schutzausrüstung tragen und regelmäßig warten
Die Arbeit an Hochspannungsleitungen erfordert spezielle Sicherheitsmaßnahmen, um die Gefahren von Stromschlägen und Stürzen zu minimieren. Dazu gehören die Verwendung von Schutzausrüstung, die Einhaltung von Sicherheitsabständen und die Durchführung von Sicherheitschecks vor Beginn der Arbeiten. Es ist unerlässlich, dass die Mitarbeiter entsprechend ausgebildet und geschult sind, um sicher und effektiv an Hochspannungsleitungen arbeiten zu können.
Die Verwendung von geeigneter Schutzkleidung und -ausrüstung ist von entscheidender Bedeutung, um das Risiko von Verletzungen oder Todesfällen bei der Arbeit an Hochspannungsleitungen zu minimieren. Die wichtigsten Schutzausrüstungen sind isolierte Handschuhe und Werkzeuge, Gehörschutz und Schutzbrillen:
- Isolierte Handschuhe und Werkzeuge schützen die Hände vor elektrischen Schlägen und verhindern so Verletzungen durch direktes oder indirektes Berühren von spannungsführenden Teilen oder durch elektrische Überschläge.
- Gehörschutz ist ein wichtiger Bestandteil der Schutzausrüstung, da Lärm bei der Arbeit zu Gehörschäden führen kann.
- Schutzbrillen sind unerlässlich, um die Augen vor Funkenflug und Lichtblitzen bei der Arbeit an Hochspannungssystemen zu schützen. Sie können Verletzungen verhindern und das Sehvermögen des Arbeiters erhalten.
Um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben, ist es unerlässlich, dass der Unternehmer die persönliche Schutzausrüstung in regelmäßigen Abständen überprüft und wartet und damit die Funktionsfähigkeit gewährleistet.
Qualitätssicherung ist essenziell
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Qualitätssicherung. Hochspannungsleitungen sind oft über Jahrzehnte im Einsatz und müssen unter Umständen auch großen Belastungen standhalten. Eine regelmäßige Überwachung der Leitungen ist daher unabdingbar, um mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Hierbei können beispielsweise spezielle Messungen und Inspektionen, wie Thermografie-Untersuchungen oder Ultraschalltests, eingesetzt werden. Eine regelmäßige Wartung und Instandhaltung der Leitungen und Komponenten sowie eine sorgfältige Planung und Durchführung von Reparaturarbeiten sind ebenfalls wichtig, um die Leistungsfähigkeit und die Sicherheit der Anlagen aufrechtzuerhalten.
Planung und Bau von Hochspannungsleitungen – das gibt es zu beachten
In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Planungsgrundlagen, die bei der Planung und dem Bau von Hochspannungstrassen zu beachten sind. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Technischen Anschlussbedingungen (TAB), die von den Netzbetreibern veröffentlicht werden und die Vorgaben für den Anschluss von Anlagen an das Übertragungsnetz enthalten. Darüber hinaus müssen die Planungen auch den Vorgaben des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG) und des Bundesbedarfsplangesetzes (BBPlG) entsprechen, die den Netzausbau in Deutschland regeln.
Auch der Umweltschutz spielt eine wichtige Rolle und darf bei der Planung von Hochspannungstrassen nicht vernachlässigt werden. Es gilt, die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) und des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) einzuhalten. So müssen beispielsweise bei der Planung von Trassen mögliche Auswirkungen auf Naturschutzgebiete und den Artenschutz berücksichtigt werden.
Nicht zu vergessen ist auch die Beteiligung der Öffentlichkeit. Gemäß dem Planungssicherstellungsgesetz (PlanSiG) sind Netzbetreiber verpflichtet, die Öffentlichkeit frühzeitig und umfassend in Planungsprozesse einzubeziehen. Hierbei werden Bürgerinnen und Bürger sowie Träger öffentlicher Belange (wie z.B. Kommunen und Umweltverbände) über die Planungen informiert und haben die Möglichkeit, ihre Anliegen und Bedenken einzubringen.
Ausführung von Arbeiten an Hochspannungsleitungen und Komponenten des Energieübertragungsnetzes
Die Arbeit an Hochspannungsleitungen und -komponenten erfordert eine hohe Sensibilität für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Hierbei müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Einklang mit dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und den Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) handeln, um sicherzustellen, dass Unfälle und Gesundheitsrisiken vermieden werden.
Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet Arbeitgeber, geeignete Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit und des Schutzes der Gesundheit der Arbeitnehmer zu treffen. Dies umfasst eine Risikoanalyse, um Gefahren zu identifizieren und entsprechende Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. Weiterhin sind Arbeitgeber verpflichtet, geeignete persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen und diese in regelmäßigen Abständen auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen.
Die DGUV hat zudem spezifische Regeln und Vorschriften für die Arbeit an Hochspannungsleitungen und -komponenten erlassen. Die DGUV Regel 103-011 „Sicherheitsregeln für Arbeiten an Hochspannungsanlagen“ definiert die Sicherheitsanforderungen und Empfehlungen für Arbeiten an Hochspannungsanlagen. Es werden Richtlinien zur Auswahl der richtigen Schutzausrüstung gegeben, z.B. die Anforderungen an Isolationshandschuhe oder Schutzbrillen. Zudem werden Methoden zur Spannungsmessung und Schutzmaßnahmen bei Arbeiten an elektrischen Anlagen beschrieben.
Zusätzlich ist die DGUV Vorschrift 3 „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“ für die Arbeit an Hochspannungsleitungen relevant. Diese Vorschrift beschreibt u.a., welche Anforderungen an elektrische Anlagen und Betriebsmittel gestellt werden und welche Schutzmaßnahmen für den Betrieb zu ergreifen sind.
Arbeitnehmer, die an Hochspannungsleitungen arbeiten, müssen über spezifische Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen. Sie sollten eine spezielle Ausbildung und regelmäßige Schulungen erhalten, um ihre Arbeit sicher ausführen zu können. Die Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung (DGZfP) hat hierfür eine Zertifizierung für Personal mit spezieller Ausbildung für die Instandhaltung von Hochspannungsanlagen (SZI) entwickelt.
Gemeinsam für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Zusammenfassend ist es bei der Arbeit an Hochspannungsleitungen und -komponenten entscheidend, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sorgen. Die Einhaltung der Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes und der DGUV-Regelungen sind dabei von entscheidender Bedeutung. Die Verwendung von geeigneter Schutzausrüstung und die regelmäßige Schulung von Arbeitnehmern sind weitere wichtige Aspekte, um die Sicherheit bei der Arbeit an Hochspannungsleitungen zu gewährleisten.
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