Neue EU-Energieeffizienzlabels für Elektrogeräte

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Von nun an gibt es bei den Effizienzlabels keine Plus-Klassen mehr.
Von nun an gibt es bei den Effizienzlabels keine Plus-Klassen mehr. (Bildquelle: george tsartsianidis/iStock/Getty Images Plus)/

Am 1. März 2021 sind die neuen EU-Effizienzlabels zum Energieverbrauch gestartet. Sie gelten zunächst nur für einige Elektrogeräte: In einem ersten Schritt werden Kühl- und Gefriergeräte, Spülmaschinen, Waschmaschinen und Waschtrockner, Monitore und Fernseher mit dem neuen Label ausgestattet. Lampen werden ab September 2021 mit den neuen Labels versehen, alle anderen Elektrogeräte, die der Kennzeichnungspflicht unterliegen, werden voraussichtlich 2024 nachgezogen. Für Heizungen wird die Einordnung erst 2026 geändert.

Was ist neu?

Von nun an gibt es bei den Effizienzlabels keine Plus-Klassen mehr. A+++ oder A++ werden folglich abgeschafft. Die neue Skala reicht von A bis G.

Zu beachten ist hierbei, dass die Angaben zum Stromverbrauch auf den neuen Energielabels nicht mit den alten vergleichbar sind. Grund hierfür sind veränderte Messverfahren, die eine tägliche Nutzung der Geräte besser berücksichtigen, sodass es für Verbraucher besser ersichtlich wird, welche Geräte wirklich weniger Energie benötigen. In der Vergangenheit lagen beispielsweise fast alle Kühlschrankmodelle in den Bestklassen und das alte Energielabel war kaum noch aussagekräftig.

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Neue Skala von A bis G

Folgende Änderungen wurden als Kompromisslösung zwischen Europäischer Kommission, Europarat und Europaparlament beschlossen:

  • Die für viele Verbraucher nur schwer nachvollziehbare Klassifizierung mit einer Mischung aus Buchstaben und Pluszeichen fällt weg. Es soll keine Zwischenstufen mehr geben.
  • Stattdessen kommen die Buchstaben A bis G. Buchstabe A bedeutet höchste Energieeffizienz, diese nimmt schrittweise bis G ab.
  • Diesen sieben Klassen sind sieben Signalfarben zugeordnet. Dunkelgrün steht für Energieklasse A, Rot für Klasse G.
  • Die neuen Klassen A und B werden zunächst nicht vergeben. Die derzeit energieeffizientesten Geräte erhalten maximal die Stufe C, evtl. B. Damit soll „Luft nach oben“ bleiben und vermieden werden, dass ein bereits heute nach der besten Stufe A klassifziertes Gerät bei technischen Weiterentwicklungen in Richtung noch höherer Energieeffizienz doch wieder mit Zusätzen versehen werden müsste.
  • Die Etiketten können um einen QR-Code erweitert werden, der zu einer Online-Datenbank führt. In dem öffentlich zugänglichen Teil dieser Datenbank soll der Verbraucher alle erteilten Energieeffizienz-Auszeichnungen nachschlagen und vergleichen können.

Die Umstellung auf die neue Skala ist auch mit gesteigerten Anforderungen an einen sparsamen Verbrauch der Geräte verbunden. Hersteller sollen so motiviert werden, energieeffizientere Modelle auf den Markt zu bringen.

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Stand der Technik lässt Kennzeichnungssystem veralten

Das bisher genutzte Kennzeichnungssystem zur Energieeffizienz stammt aus dem Jahr 1990. Es wird seit 1998 europaweit angewendet und gilt für viele Produktgruppen von Kühlschränken über Waschmaschinen und Wäschetrockner bis zu Klimaanlagen. Zuletzt kamen im September 2015 Heizkessel und Warmwasserbereiter hinzu.

Die Kennzeichnung und deren Vereinheitlichung waren ein Schritt in Richtung mehr Transparenz für den Verbraucher. Dieses Anliegen wird unterstützt, wenn das Etikett gleichzeitig weitere für den Verbraucher relevante Angaben wie zum Wasserverbrauch oder zum erzeugten Lärm enthält. Laut der dena (Deutsche Energie-Agentur) sind die Marktanteile der besonders energieeffizienten Geräte in vielen Produktgruppen gewachsen.

Fehlt eine Kennzeichnung der Energieeffizienz oder das dazugehörige Produktinformationsblatt, müssen Elektrobetriebe, die Elektrogeräte verkaufen und beim Kunden installieren, diese Informationen vom Hersteller des Geräts nachfordern.

In den letzten 20 bis 30 Jahren hat sich in Sachen Energieeffizienz viel getan. Was nach damaligem Stand der Technik als Referenzgerät mit bester Energieeffizienz galt, führt heute längst nicht mehr die Spitze an. Daher mussten die ursprünglichen Klassen nach und nach erweitert werden. Zum A für eine hohe Energieeffizienz kam das A+ für eine besonders hohe Energieeffizienz und später das A++ für noch bessere Verbrauchswerte. Bei einigen Produktklassen läuft die Einteilung inzwischen bis zum A mit drei Pluszeichen, bei anderen Gerätetypen endet die Skala beim A+.

Für den privaten Verbraucher wurde dieses System immer unverständlicher. Eine mit A+ ausgezeichnete Waschmaschine – auf den ersten Blick also top in Sachen Energieeffizienz – stand irgendwann am Ende der Rangliste. Denn drunter in den Klassen von B abwärts gab es nichts mehr, dagegen wurde A+++ bei Waschmaschinen zum Standard. Dieses Verwirrspiel um A+, A++, A+++ soll nun auf europäischer Ebene beendet werden.

Mehr Transparenz und Verständlichkeit?

Wer die Entwicklung der energieverbrauchsrelevanten Kennzeichnung verfolgt, wird feststellen, dass die neue Kennzeichnung im Grunde genau der alten ursprünglichen Version entspricht. Denn die Einteilung von A bis G gab es bereits beim Start der EU-weiten Kennzeichnungspflicht. Ob diese „Reform back to the roots“ tatsächlich dem Verbraucher mehr Transparenz bringt, darf bezweifelt werden. Zudem kommen die neuen Label voraussichtlich erst mit einer langen Verzögerung und dann nicht für alle Gerätetypen gleichzeitig.

Durch diese schrittweise Umsetzung werden über einen langen Zeitraum zwei Kennzeichnungssysteme nebeneinander bestehen, die noch dazu die gleichen Zeichen und Symbole verwenden. Zwei Beispiele zeigen, warum dies zulasten der Transparenz geht:

  • Wer zu Hause oder im Betrieb einen mit A++ gekennzeichneten Kühlschrank stehen hat und ein weiteres Gerät benötigt, wird sich wundern, warum ein Modell mit gleichen Verbrauchswerten auf einmal „nur“ noch der Energieeffizienzklasse C entspricht.
  • Klasse C oder B bedeutet bei einem Fernseher ab 2020 das Nonplusultra in Sachen Energieverbrauch. Doch fünf Jahre lang wäre der im Elektromarkt ein paar Schritte weiter stehende Wäschetrockner mit Klasse C – da noch „alt“ gekennzeichnet – ein ineffizienter Stromfresser.

Außerdem rutscht man mit der erneuten Wahl einer Skala mit definiertem Ende in die gleiche Falle, die eine Reformierung der Kennzeichnung erst notwendig machte. Denn auch in den kommenden Jahren wird sich die Technik weiterentwickeln. Werden dann wieder künstliche Erweiterungen für ein „besser als A“ eingeführt werden müssen, weil es vor A nun mal keine Buchstaben gibt? Die Wahl einer nach oben offenen Skalierung hätte hier mehr Möglichkeiten geboten.

Fazit: Im Elektrohandwerk und Elektrohandel werden Verkäufer, Installateure usw. auch nach der Reform genügend Zeit einplanen müssen, dem Kunden die Kennzeichnung zur Energieeffizienz verständlich zu machen.

  • Autor:

    Dr. Friedhelm Kring

    freier Lektor und Redakteur

    Kring, Friedhelm

    Dr. Friedhelm Kring ist freier Lektor, Redakteur und Fachjournalist mit den Schwerpunkten Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

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