Elektrische Sicherheit von PV-Anlagen

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Photovoltaikanlage nach dem derzeitigen Stand der Technik
Photovoltaikanlage nach dem derzeitigen Stand der Technik (Bildquelle: Stocktreck Images/Stocktreck Images/Getty Images)

Die Elektrosicherheit bei Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) wird im Wesentlichen gewährleistet durch ein systematisches Schutzkonzept gegen elektrischen Schlag für einen sicheren technischen Betrieb der Anlage über die Betriebszeit von 20 Jahren.

Das elektrische Blockschaltbild in der folgenden Abbildung zeigt den prinzipiellen Aufbau einer PV-Anlage mit den Komponenten Photovoltaikmodule, Wechselrichter, DC-/AC-Leitungen, Energiezähler und Netzverknüpfungspunkt.

Prinzipieller Aufbau einer Photovoltaikanlage
Prinzipieller Aufbau einer Photovoltaikanlage

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Schutzmaßnahmen

Da durch die Photovoltaikmodule bei Sonneinstrahlung grundsätzlich Strom erzeugt wird, sind elektrische Trennstellen am Wechselrichter (Gleichspannung- und Wechselspannungsseite) notwendig. Zusätzliche elektrische Trennstellen an den Photovoltaikmodulsträngen ermöglichen bei Gefahr oder Brandereignissen eine sichere Abschaltung der Photovoltaikanlage.

Um den optimalen Spannungsbereich für den Anschluss der Photovoltaikanlage mittels der Wechselrichter zu erreichen, werden mehrere Photovoltaikmodule in Strängen hintereinander geschaltet. Wenn mehrere Stränge verschaltet werden, wird ein Generatoranschlusskasten genutzt.

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Die Strangströme werden gemeinsam über zwei Abgangsleitungen – die sog. Gleichstromhauptstromleitungen – zum PV-Wechselrichter, weitergeführt. Diese Leitung muss vom Leitungsquerschnitt für die Summe der Strangströme bemessen sein.

Damit die Stranganschluss- und Modulanschlussleitungen auch bei einem doppelten Erdschluss gegen Überlast geschützt werden, sind je nach Herstellerangaben beide Leiter (+ und –) der Strangleitung mit Strangsicherungen zu schützen. Hierfür werden oftmals für Gleichspannung geeignete schnelle Schmelzsicherungen mit einer geringen Verlustleistung eingesetzt. Der Sicherungsbemessungsstrom muss für einen störungsfreien Betrieb oberhalb des Kurzschlussstroms der Module liegen.

Der Generatoranschlusskasten kann auch entsprechende Trenn- und Messklemmen zur späteren Überprüfung und Messung der Strangströme enthalten.

Die Gleichspannungsseite ist generell kurz- und erdschlusssicher auszuführen, das heißt, die DC-Klemmen im GAK sind räumlich voneinander zu trennen oder anderweitig abzuschotten und die Plus- und Minus-Leitungen sind als getrennte Leitungen (Einzelader) auszuführen.

Der Wechselrichter: ein wesentlicher Baustein der PV-Anlage

In der nächsten Abbildung sind Wechselrichter dargestellt. Mittels Wechselrichter wird Gleichspannung und Gleichstrom (DC), welcher über die Photovoltaikanlage erzeugt wird, in Wechselspannung bzw. Wechselstrom (AC) umgewandelt.

Wechselrichter
Wechselrichter

Die Anbindung an das Versorgungsnetz stellt die Verbindung zum öffentlichen Stromnetz dar. Über diese Schnittstelle wird die produzierte Energie eingespeist. Netzgekoppelte Photovoltaikanlagen stellen dem Stromnetz im Normalfall keine Regelleistung zur Verfügung, da grundsätzlich ein Maximum an regenerativer Energie erzeugt werden soll.

Der Einspeisezähler misst die von der Solarstromanlage produzierte und ins öffentliche Netz eingespeiste Strommenge in Kilowattstunden (kWh). Dieser Wert ist die Grundlage für die Berechnung der Vergütung.

Fachgerechte Planung, Montage und Wartung

Um die Elektrosicherheit bei Photovoltaikanlagen zu gewährleisten ist eine fachgerechte Planung, Montage und Wartung der Anlage notwendig.

In der Planungsphase sollte sichergestellt werden, dass die elektrotechnische Installation auf der Grundlage einschlägiger nationaler Regelwerke wie der DIN VDE 0100 Teil 712 „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 7-712: Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art – Photovoltaik-(PV)-Stromversorgungssysteme“ erfolgen kann. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass gleichstrom- wie wechselstromseitig geeignete Blitzstrom- und Überspannungsleiter eingeplant werden. Ergänzend wird dabei auf die einschlägigen technischen Normen DIN VDE 0185 sowie DIN VDE 0100-712 und DIN VDE 0100-443 verwiesen. Bei der Dimensionierung der elektrischen Betriebsmittel, insbesondere der Leitungen und Schaltgeräte, ist der Gleichzeitigkeitsfaktor mit 1 anzusetzen. Grund hierfür ist, dass bei maximaler Sonneneinstrahlung am meisten Strom durch die Module der PV-Anlage abgegeben wird. Dabei ist zu beachten, dass bei maximaler Sonneneinstrahlung auch die höchsten Temperaturen auf die Betriebsmittel einwirken können.

Bei der Montage sollten folgende Hinweise beachtet werden:

  • Das Photovoltaikmodul bis zur Montage im Lieferkarton aufbewahren.
  • Bei Regen, Schnee oder Wind keine elektrischen Arbeiten am Photovoltaikmodul ausführen.
  • Nur isoliertes Werkzeug verwenden.
  • Auf eine spaltfreie Verbindung aller Stecker achten und die fachgerechte elektrische Verkabelung sicherstellen.
  • Keine Steckverbindungen trennen, wenn der Anlagenstromkreis geschlossen ist.

Bei der Errichtung und Wartung von Photovoltaikanlagen sind die Maßnahmen zum Arbeiten unter Spannung, wie in der  DGUV Vorschrift 3 (ehemals BGV A3) definiert, einzuhalten. Die Gleichspannungsseite lässt sich nicht spannungsfrei schalten, da bereits bei geringer Einstrahlung eine Spannung an den Modulen anliegt. Bei Modulspannungen über 120 Volt sollten die Module der Schutzklasse II (doppelte oder verstärkte Isolierung, früher: Schutzisolierung) entsprechen, womit der Fehlerschutz (Schutz bei indirektem Berühren) sichergestellt wird.

Nach Abschluss aller Arbeiten ist eine normgerechte Erstprüfung durchzuführen. Während des laufenden Betriebs der Anlage ist der Anlagenbetreiber verpflichtet, regelmäßige Wiederholungsprüfungen durchzuführen. Dabei gliedern sich derartige technische Prüfungen bei Photovoltaikanlage in drei Bereiche:

  1. Besichtigung: Die Sichtprüfung ist ein wesentliches Instrument zur Anlagenbeurteilung.
  2. Erprobung: Durch den Probebetrieb der PV-Anlage kann deren Qualität und Leistungsfähigkeit objektiv beurteilt werden.
  3. Messung: Durchführung elektrischer Tests entsprechend der gängigen Normen

In den Photovoltaiksystemen können im Fehlerfall Lichtbögen entstehen, deren Löschung nicht trivial ist, da der Photovoltaikgenerator nicht ausgeschaltet werden kann. Aus den genannten Gründen müssen etwaige Arbeiten an Photovoltaikanlagen von einer Elektrofachkraft – unter Berücksichtigung der grundlegenden Vorgehensweisen laut DGUV Vorschrift 3 (ehemals BGV A3) – ausgeführt werden.

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  • Autor:

    Dr.-Ing. Florian Krug

    Technologiemanager und Sachverständiger im Bereich Erneuerbare Energien

    Florian Krug

    Dr. Florian Krug ist Technologiemanager und Sachverständiger im Bereich Erneuerbare Energien sowie Autor von mehr als 100 Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Zeitschriften.

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Kommentare

Kommentar von Ahrens |

Hallo, würde das auch für PV Balkonkraftanlagen das gleiche beteuten, oder gehe ich da zu weit?
Seit 2021, hat sich ja einiges an Änderungen ergeben im Bezug auf den Btrieb von PV-Anlagen, auch was die Prüfungen angeht und ich denke das nicht jeder Kleinunternhemer darüber bescheid weiß.

Kommentar von Leitl Harald |

Es ist Falsch und erhöht noch die Gefahr , einen Trennschalter einzubauen bei den Schutzmaßnahmen " sichere Abschaltung der PV-Anlage " Beim trennen wird die Mpp Spannung durch das trennen in die Leerlaufspannung geschaltet. Das bedeutet jeder String hat beim trennen nicht 600 Volt sondern 700 Volt !!!! Nun hat die Feuerwehr mit mehr Spannung zu tun , denn es ist nicht Möglich die PV-Module abzuschalten ,was sie schreiben. Eine Freischaltung der DC-Leitungen ist auch nicht sofort möglich, da die Kondensatoren der WR sich sehr langsam entladen. Das trennen ist also eine zusätzliche Gefährdung ! Nur ein Sicherheitskurzschluss schalten die Module und DC-Leitungen sofort spannungsfrei ! Wie beim FWS-112 mit Lichtbogenerkennung !

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