Wiederholungsprüfungen richtig durchführen
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Zum Betreiben elektrischer Betriebsmittel/Geräte gehört die Wiederholungsprüfung, auch wiederkehrende Prüfung genannt. Mit ihr ist nachzuweisen, dass sich die Betriebsmittel/Geräte trotz der bisher beim Betreiben aufgetretenen Beanspruchungen immer noch in einem ordnungsgemäßen und sicheren Zustand befinden.
Unterschiedliche Prüfregelungen
Die Prüfung kann auf der Grundlage verschiedener Normen erfolgen:
- Ortsveränderliche, d.h. steckbare Betriebsmittel/Geräte sind nach DIN VDE 0701-0702 („Prüfung nach Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte – Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte“) zu prüfen.
- Betriebsmittel/Geräte, die für eine feste Verbindung mit der Anlage vorgesehen und mit ihr verbunden sind, können
- gemeinsam mit dem sie versorgenden Anlagenteil nach DIN VDE 0105-100 („Betrieb von elektrischen Anlagen“) oder nach DIN VDE 0701-0702 oder auch
- getrennt von der Anlage nach DIN VDE 0701-0702
geprüft werden.
Entscheidung über die Prüfnorm
Nach welcher Norm zweckmäßigerweise geprüft werden soll, entscheidet der Betreiber in Abstimmung mit der verantwortlichen Elektrofachkraft. Beide Normen können für das Prüfen aller Arten der Betriebsmittel angewandt werden, unabhängig davon, ob diese als Gerät, Einrichtung oder Maschine bezeichnet werden. Im folgenden Text wird für sie alle immer die Bezeichnung "Gerät" verwendet.
Die Vorgaben der Norm DIN VDE 0105-100 „Betrieb von elektrischen Anlagen“ betreffen das Prüfen einer Anlage bzw. eines Anlagenteils. Wird nach dieser Norm geprüft, so kommt es zu einer globalen Aussage über den Zustand eines Anlagenteils/Stromkreises einschließlich aller angeschlossener Geräte. Das heißt,
- in welchem Zustand sich die einzelnen mit diesem Stromkreis verbundenen Geräte befinden und
- ob sie im Einzelfall möglicherweise Schwachstellen, Alterungen o. Ä. aufweisen,
wird dann nicht erkannt. Dies ist zweifellos ein Nachteil, dessen sich der Prüfer bewusst sein muss.
Es gilt daher folgender Grundsatz:
- Es ist zulässig, aber nicht empfehlenswert, die mit der Anlage verbundenen Gebrauchsgeräte gemeinsam mit der Anlage nach DIN VDE 0105-100 zu prüfen, und
- es ist besser, aber nicht vorgeschrieben, elektrische Gebrauchsgeräte, also auch diejenigen, die fest mit der Anlage verbunden sind, immer elektrisch von ihrem Stromkreis zu trennen und einer Prüfung nach VDE 0701-0702 zu unterziehen.
Tipp der Redaktion
Seit Februar 2021 ist die Norm DIN EN 50678 VDE 0701:2021-02 gültig. Sie trägt den Titel „Allgemeines Verfahren zur Überprüfung der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen von Elektrogeräten nach der Reparatur“. Im Juni 2021 ist außerdem die Norm DIN EN 50699 VDE 0702:2021-06 mit dem Titel „Wiederholungsprüfung für elektrische Geräte“ erschienen.
Ziel und Zweck der Prüfung
Durch die Wiederholungsprüfung nach den genannten Normen sind
- der ordnungsgemäße Zustand sowie
- die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen gegen
- elektrischen Schlag und
- weitere durch die Elektroenergie oder
- durch die Funktion des Geräts entstehende Gefährdungen
nachzuweisen. Auch mechanische Mängel/Gefährdungen, die beim Besichtigen oder Erproben erkannt werden, sind mit dem Prüfergebnis anzugeben und bei der Bewertung zu berücksichtigen.
Umfang der Prüfung
Der Umfang der Prüfung bezüglich der nachzuweisenden elektrischen Sicherheit ergibt sich aus den Vorgaben in der Norm VDE 0701-0702.
Die vorgegebenen Prüfgänge zeigt die folgende Abbildung.
Tipp der Redaktion

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Prüfablauf, Arbeits- und Prüfschritte der Wiederholungsprüfung für elektrische Geräte mit
- einer Schutzleiterschutzmaßnahme (mit Schutzkontaktstecker) oder
- der Schutzmaßnahme "doppelte oder verstärkte Isolierung" (mit Euro- und Eurokonturenstecker) oder
- der Schutzmaßnahme "Kleinspannung" (SELV, PELV; mit Sonderstecker)
Nach der Norm DIN VDE 0701-0702 wird der Prüfablauf durch die am Körper des Geräts wirksame Schutzmaßnahme bestimmt. D.h., es ist an der Art des Anschlusssteckers zu erkennen, welcher Prüfablauf durchzuführen ist.
Das bisher oft nötige Rätselraten hinsichtlich der Schutzklasse oder das lästige Suchen nach der entsprechenden Angabe auf dem Gerät können somit entfallen.
Abweichungen von den Vorgaben sind möglich
Abweichungen von den in den Erläuterungen aufgeführten Vorgaben zum Feststellen des Isolationswiderstands oder des Ableitstroms
- sind in den Normen für einige Sonderfälle, z.B. für Geräte mit elektrisch zu betätigenden Schalteinrichtungen, zugelassen oder
- können vom verantwortlichen Prüfer entschieden werden, wenn die erforderliche Sicherheit dennoch oder auf andere Weise gewährleistet wird.
Zusätzliche Prüfungen können nötig sein
Vom Prüfer ist auch zu entscheiden, ob über die Vorgaben aus der VDE 0701-0702 zum Nachweis der elektrischen Sicherheit hinaus weitere Prüfungen vorzunehmen sind, deren Notwendigkeit sich aus den Besonderheiten des zu prüfenden Geräts ergibt oder die zum Nachweis der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen gegenüber nicht elektrischen Gefährdungen erforderlich sind. Zur Prüfung gehört auch, dass der ordnungsgemäße und sichere Ablauf der Grundfunktionen des Geräts nachgewiesen wird.
Besonderheiten des Einsatzorts und der -bedingungen
Der Umfang der Prüfung wird auch durch den Einsatzort des Prüflings bestimmt. Die besonderen Beanspruchungen - z.B. auf Baustellen - können besondere Prüfgänge und ein häufigeres, mitunter sogar tägliches Kontrollieren/Prüfen erforderlich machen. Die erschwerte Zugänglichkeit oder die Anforderungen des Betriebsablaufs können hingegen zu Einschränkungen der Prüfmöglichkeiten und der Prüfverfahren führen.
Wenn sich dadurch Einschränkungen bezüglich der Beurteilung der Sicherheit des zu prüfenden Geräts ergeben, sind diese in der Dokumentation der Prüfung anzugeben.

DIN VDE 0701-0702: erforderliche Prüfgänge und Prüfverfahren
Nachfolgend werden die nach DIN VDE 0701-0702 erforderlichen Prüfgänge und Prüfverfahren benannt, die ggf. unter den in der Praxis vorkommenden Einsatzbedingungen der Geräte anzuwenden oder zu beachten sind.
A. Grenzwerte der Messungen
B. Prüfung von Geräten, die nicht mit der Anlage verbunden sind
C. Prüfung von Geräten, die nicht von der Anlage getrennt, aber spannungsfrei geschaltet werden können
D. Prüfung von Geräten, die nicht von der Anlage getrennt und nicht spannungsfrei geschaltet werden können
E. Prüfung von speziellen Geräten und solchen, die besonderen Beanspruchungen unterliegen
A. Grenzwerte der Messungen
Normgrenzwerte kritisch beachten
Die in der Norm DIN VDE 0701-0702 vorgegebenen und bei dem Beurteilen der Prüflinge zu beachtenden Grenzwerte wurden bereits erläutert (siehe u.a. Messung des Schutzleiterwiderstands).
Einschränkung der Aussage
Bei den Grenzwerten für den Isolationswiderstand sowie für die Ableitströme ist zu beachten, dass sie die Bereiche bzw. die Aussagen „Das Anwenden dieses Geräts ist noch nicht gefährlich“ und „Das Anwenden dieses Geräts ist gefährlich“ trennen.
Messwerte mit Grenzwerten vergleichen
Die den Prüfer eigentlich interessierende Aussage „Die Isolierungen sind in Ordnung, das Gerät wird freigegeben“ lässt sich jedoch allein aus ihrem Vergleich mit dem Messwert nicht gewinnen. In der Tabelle sind diese Normkennwerte und weitere dem Prüfer empfohlene Kennwerte aufgeführt. Zu finden sind dort auch Hinweise für den Prüfer, wie die Messwerte von ihm beurteilt werden sollten.

Prüfer/Elektrofachkraft entscheidet
Die Angabe „Entscheidung durch die Elektrofachkraft“ ist ein Hinweis darauf, dass der Messwert mehrere Ursachen haben kann, die mitunter schwer erkannt und sehr wahrscheinlich nur von einer mit der Prüfung und den Prüflingen bestens vertrauten Elektrofachkraft ermittelt werden können.
B. Prüfung von Geräten, die nicht mit der Anlage verbunden sind
Diese Art der Prüfung - keine direkte Verbindung mit einer elektrischen Anlage - ist der durch DIN VDE 0701-0702 vorgegebene Normalfall und betrifft
- ortsveränderliche (steckbare) Gebrauchs- und andere Geräte sowie
- Gebrauchsgeräte, die zum festen Anschluss an eine Anlage vorgesehen sind, zur Prüfung oder aus anderen Gründen aber von der Anlage getrennt wurden.
C. Prüfung von Geräten, die nicht von der Anlage getrennt, aber spannungsfrei geschaltet werden können
Trennung von der Anlage nicht möglich
Diese Art der Prüfung kann erforderlich werden, wenn die Trennung eines Geräts von der Anlage nur mit einem unzumutbaren Aufwand möglich ist.
Der Prüfablauf und die Prüfverfahren sind die gleichen, wie sie für die ortsveränderlichen Geräte bereits dargestellt wurden. Bedingt durch die feste Verbindung mit der Anlage ergeben sich einige Besonderheiten, die beim Anwenden der Prüfgeräte und beim Auswerten der Prüfergebnisse zu beachten sind. Sie werden unter Bezugnahme auf die in Abbildung 1 dargestellten Messungen nachstehend erläutert.

Messung M 1 des Isolationswiderstands: zwischen L/N und Körper
Messverfahren
Der Isolationswiderstand des gesamten Stromkreises wird gemessen. Liegt der Messwert unter dem für einen solchen Stromkreis bzw. unter dem für das zu prüfende Gerät üblichen Wert (> 20 MΩ), kann die Prüfung nicht positiv bewertet werden. Es muss dann doch eine Trennung des Geräts von der Anlage erfolgen.
Messung M 2 des Isolationswiderstands: zwischen L/N und schutzisoliertem Teil
Isolationswiderstand
Keine Besonderheiten.
Messung M 3 des Schutzleiterwiderstands
Schutzleiterwiderstand
Der Widerstandswert der in die Messung einbezogenen Schutzleiterstrecke der Anlage ist zu schätzen und vom Messergebnis abzuziehen.
Achtung! Wenn der Körper des zu prüfenden Geräts Erdkontakt hat (auch Wasser- oder Datenleitungen!), ergibt sich infolge der parallelen Messstrecke eine Fehlmessung. In solchen Fällen sollte nicht mit hohen Prüfströmen gemessen werden; diese können Datenleitungen beschädigen oder zu Softwareschäden führen.
Messung M 4 des Schutzleiterstroms
Schutzleiterstrom
Beim Messen des Schutzleiterstroms direkt im PE ist zu beachten, dass über ihn auch Ableitströme der Anlage fließen können.
Beim Messen des Differenzstroms (L/N) muss gewährleistet sein, dass keine anderen Geräte an den Außenleiter angeschlossen sind.
Achtung! Diese Messung ist ein Arbeiten in der Nähe von unter Spannung stehenden Teilen. Bei steckbaren Geräten wird in diesem Fall die Vorgabe „Messen in beiden Steckerstellungen“ nicht erfüllt. Erfolgt später dann doch eine Trennung von der Anlage, ist diese Messung vor dem erneuten Anschluss nachzuholen.
Messung M 5 des Berührungsstroms
Berührungsstrom
Keine Besonderheiten.
Bewertung der Prüfung
Unvollständige Prüfung
Bei dieser Art der Prüfung ist abschließend zu entscheiden, ob trotz der vorstehend genannten Besonderheiten der Prüfverfahren eine zuverlässige Aussage über den Zustand des Geräts abgegeben werden kann. Eventuelle Einschränkungen oder Auflagen (z.B. Nachholen der Ableitstrommessungen in der zweiten Steckerstellung) bei einer Trennung vom Netz bzw. vor dem erneuten Anschluss sind in der Dokumentation der Prüfung anzugeben.
D. Prüfung von Geräten, die nicht von der Anlage getrennt und nicht spannungsfrei geschaltet werden können
Prüfung im Betriebszustand
Diese Art der Prüfung kann erforderlich werden, wenn es aus Gründen der Betriebsführung nicht möglich ist, das Gerät für den Zeitraum der Prüfung abzuschalten.
Unvollkommene Prüfung
Somit kann die hier durchführbare Prüfung nur die Sicherheit für den vorliegenden Betriebszustand des Geräts (Steckerstellung, Schalterstellungen) bestätigen. Dies reicht im Allgemeinen nicht aus, um die Wiederholungsprüfung mit „bestanden“ bewerten zu können, sodass die Prüfung dann zu einem späteren Zeitpunkt abgeschlossen werden muss. Andererseits kann vom Prüfer (Betreiber) berücksichtigt werden, dass vor einem erneuten Anschluss bzw. einer erneuten Inbetriebnahme des Geräts wiederum eine Prüfung in dem dann nötigen Umfang vorzunehmen ist. Natürlich ist es bei einem Gerät, dessen Betriebsführung z.B. einer ständigen Kontrolle durch Elektrofachkräfte unterliegt, auch möglich, allein die Messungen des Schutzleiterwiderstands und des Berührungsstroms als ausreichend zu betrachten; darüber muss der Prüfer im Einzelfall entscheiden.
Bedingt durch den Betriebszustand des zu prüfenden Geräts ergeben sich einige Besonderheiten, die beim Anwenden der Prüfgeräte und Auswerten der Prüfergebnisse zu beachten sind.

Messung M 1 des Isolationswiderstands
Isolationswiderstand
Diese Messung ist technisch nicht möglich, da nicht der Isolationswiderstand des zu prüfenden Geräts, sondern der des Netzes gemessen würde. Hinzu kommt, dass die Widerstandsmessgeräte nicht für Betriebsspannungen bis 400 V ausgelegt sind. Weiterhin ist zu beachten, dass mit der Schutzleiterstrommessung ein anderes Verfahren zur Bewertung des Isoliervermögens zur Verfügung steht.
Messung M 2 des Isolationswiderstands
Diese Messung ist beim Anwenden von Prüfgeräten nach DIN VDE 0413 theoretisch möglich, wird aber nicht gefordert, da mit der Berührungsstrommessung ein anderes Verfahren zum Bewerten des Isoliervermögens zur Verfügung steht.
Messung M 3 des Schutzleiterwiderstands
Schutzleiterwiderstand
Der Nachweis des Vorhandenseins der Schutzleiterverbindung hat besondere Bedeutung, da auf diese Weise - im Fall eines nicht entdeckten Isolationsfehlers - die Sicherheit (Fehlerschutz) gewährleistet wird.
Der Widerstandswert der in die Messung einbezogenen Schutzleiterstrecke der Anlage ist zu schätzen und vom Messergebnis abzuziehen.
Achtung! Wenn der Körper des zu prüfenden Geräts Erdkontakt hat (auch Wasser- oder Datenleitungen!), ergibt sich infolge der parallelen Messstrecke eine Fehlmessung und/oder ein Schutzleiterdefekt wird nicht bemerkt.
Achtung! In solchen Fällen sollte nicht mit hohen Prüfströmen gemessen werden; diese können Datenleitungen beschädigen oder zu Softwareschäden führen
Messung M 4 des Schutzleiterstroms
Schutzleiterstrom
Beim Messen des Schutzleiterstroms direkt im PE ist zu beachten, dass über ihn auch Ableitströme der Anlage fließen können.
Beim Messen des Differenzstroms (L/N) muss gesichert werden, dass keine anderen Geräte an den Außenleiter angeschlossen sind.
Die Messung ist mit großer Sorgfalt vorzunehmen, da sie infolge der nicht durchführbaren Isolationswiderstandsmessung die einzige Aussage zum Zustand der Isolierungen liefert. Zu beachten sind die speziellen Fehlermöglichkeiten der Strommesszangen.
Achtung! Diese Messung ist ein Arbeiten in der Nähe von unter Spannung stehenden Teilen.
Achtung! Bei steckbaren Geräten wird in diesem Fall die Vorgabe „Messen in beiden Steckerstellungen“ nicht erfüllt. Erfolgt später dann doch eine Trennung von der Anlage, ist diese Messung nachzuholen.
Messung M 5 des Berührungsstroms
Berührungsstrom
Die Messung ist mit großer Sorgfalt vorzunehmen, da sie infolge der nicht durchführbaren Isolationswiderstandsmessung die einzige Aussage zum Zustand der Isolierungen liefert.
Bewertung der Prüfung
Bei dieser Art der Prüfung ist abschließend zu entscheiden, ob trotz der vorstehend genannten Besonderheiten der Prüfverfahren eine zuverlässige Aussage über den Zustand des Geräts abgegeben werden kann. Eventuelle Einschränkungen oder Auflagen (z.B. Nachholen der Ableitstrommessungen in der zweiten Steckerstellung) bei einer Trennung vom Netz bzw. vor dem erneuten Anschluss sind in der Dokumentation der Prüfung anzugeben.
E. Prüfung von speziellen Geräten und solchen, die besonderen Beanspruchungen unterliegen
Die durch DIN VDE 0701-0702 vorgegebenen Prüfabläufe und Prüfverfahren gewährleisten erfahrungsgemäß eine ausreichende Qualität der Prüfung und im Ergebnis eine ausreichende Sicherheit für die Benutzer der geprüften Geräte. Vom Anwender der Norm - dem Prüfer - ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Prüfvorgaben nicht alle Sonder- und Grenzfälle der Gestaltung und der Beanspruchung der zu prüfenden Geräte berücksichtigen können.
Sonderfälle/Grenzfälle
Die für die Prüfung verantwortliche Elektrofachkraft muss bei jedem Prüfling entscheiden, ob möglicherweise andere und/oder zusätzliche Prüfverfahren bzw. eine intensivere Prüfung erforderlich sind, um dem Schutzziel der Norm „Sicherheit für den Anwender“ gerecht zu werden. Sie muss auch damit rechnen, dass die Geräte an Orten eingesetzt wurden, für die sie nicht vorgesehen sind und/oder dass sie nicht „bestimmungsgemäß“ behandelt wurden. Nachstehend werden einige Beispiele dargestellt, bei denen solche Überlegungen und zusätzliche Aktivitäten erforderlich sind.
Geräte auf Bau- und Montagestellen
Für die auf Bau- und Montagestellen eingesetzten Geräte wird bereits empfohlen, Wiederholungsprüfungen und Zwischenkontrollen in kürzeren Zeitabständen durchzuführen. Zu beachten sind aber auch die Folgen von
- Einwirkungen aggressiver Materialien,
- eingedrungener Nässe und
- Schwingungen (Befestigungen, Kontaktklemmen)
Geräte in der Landwirtschaft
Für die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommenden Geräte gilt dies ebenfalls. Zu beachten ist hier zusätzlich, dass Verschmutzungen durch brennbare Stoffe möglich sind, die bei Überschlägen usw. entzündet werden können.
Geräte mit Elektronik
Zunehmend werden elektronische Einrichtungen in den betrieblichen Prozessen, aber auch im privaten Bereich, in Büros usw. verwendet. Mehr oder weniger wird ihre Funktion von den in ihrer Umgebung entstehenden elektromagnetischen Feldern beeinflusst.
Zu diesen Störquellen können auch elektrische Geräte gehören. Insofern ist es erforderlich, bei der Wiederholungsprüfung auch die ordnungsgemäße Funktion der in den Geräten vorhandenen Entstörbeschaltungen nachzuweisen. Dies erfolgt durch die Messung des Schutzleiterstroms, der dann im Wesentlichen durch den Ableitstrom der Entstörbeschaltung bestimmt wird.
Dieser Ableitstrom, der 3,5 mA nicht überschreiten darf, ist aus den Werten der Beschaltung zu ermitteln (bei ca. 47 nF ca. 3,5 mA). Diese Messung sollte bei der Erstprüfung erfolgen, da dann ein einwandfreier Zustand des Geräts vorausgesetzt werden kann.
Drehstromgeräte
Das Prüfen von drei- oder mehrphasigen Geräten erfolgt nach dem gleichen Prinzip und mit den gleichen Prüf- und Messverfahren, wie sie in den voranstehenden Abschnitten beim Prüfen der einphasigen Geräte vorgegeben und beschrieben wurden. Allerdings ergeben sich durch die Phasenzahl und die Phasenlage der Ströme einige Änderungen bei den anzuwendenden Prüfmitteln und Prüfverfahren sowie bei der Bewertung der Messergebnisse.
Das Messen des Schutzleiterwiderstands, des Isolationswiderstands und des Berührungsstroms ist ebenso unproblematisch wie bei den einphasigen Geräten. Alle Messungen können mit den üblichen für einphasige elektrische Geräte gedachten Prüfgeräten und unter Verwendung geeigneter Adapter oder mit einem entsprechend ausgestatteten Prüfgerät (Prüftafel) vorgenommen werden.
Dies gilt auch für das Messen des Schutzleiterstroms mit dem Ersatz-Ableitstrommessverfahren.


Für das Messen des Schutzleiter- oder des Berührungsstroms mit dem Differenzstrommessverfahren ist wegen der erforderlichen Erfassung der Ströme aller vier aktiven Leiter nur ein dafür ausgestattetes Prüfgerät geeignet.
Schwierigkeiten bereitet bei dieser Messung das Bewerten des Messwerts des Schutzleiterstroms. Sein im Betriebszustand mit dem direkten oder Differenzstrommessverfahren ermittelter Wert ist die geometrische Summe der Ableit-/Fehlerströme aller Außenleiter. Das Messergebnis - die Stromsumme - bietet somit keine zuverlässige Aussage darüber, ob Ableit-/Fehlerströme vorhanden und wie groß sie tatsächlich sind. Bei gleicher Größe addieren sie sich infolge ihrer Phasenlage zu null und der Prüfer erhält überhaupt keine bzw. keine exakte Information. Der Messwert bietet somit „nur“ eine Aussage über die bei einem Schutzleiterbruch mögliche Gefährdung von Personen, aber nicht über den Zustand der Isolierungen.
Der Messwert des mit dem Ersatz-Ableitstrommessverfahren ermittelten Schutzleiterstroms ist die arithmetische Summe der Ableit-/Fehlerströme aller Außenleiter. Er bietet somit
- eine Aussage über das Vorhandensein von Fehler-/Ableitströmen und damit auch über den Zustand der Isolierungen bzw. der Beschaltungen, aber
- keine Aussage über die vom Gerät gewährleistete Sicherheit bzw. die vorhandene Gefährdung.
Es sind beide Messungen vorzunehmen, obwohl auch auf der Grundlage dieser beiden Messergebnisse nicht immer exakt, sondern nur annähernd festzustellen ist, ob die gemessene/angezeigte Stromsumme von einem oder von mehreren Außenleitern stammt.
Adapter zum Adaptieren von Drehstromgeräten an ein für das Prüfen von einphasigen Geräten geeignetes Prüfgerät – Prinzip der Messung des Schutzleiterstroms bei einem Drehstromgerät:
a) Messung des Schutzleiterstroms mit einem speziellen Prüfgerät, das über eine Differenzstrommesseinrichtung für Drehstromgeräte verfügt (GMC)
b) Messung des Schutzleiterstroms mit einem üblichen Prüfgerät nach dem Verfahren der Ersatz-Ableitstrommessung (BEHA)
Ia = Ableitstrom eines Außenleiters und ISL = Schutzleiterstrom des Geräts
Eigenbaugeräte
Auch selbst hergestellte elektrische Geräte jeder Art (Hilfsmittel, Labormuster, Diplomarbeiten usw.) sind nach den Vorgaben der Betriebssicherheitsverordnung und der Norm DIN VDE 0701-0702 zu prüfen. Dass sie auch den Vorgaben der jeweils zutreffenden Gerätenormen genügen, ist von der verantwortlichen Elektrofachkraft zu gewährleisten, d.h. vor der ersten Inbetriebnahme ist eine Prüfung vorzunehmen, deren Verfahren im Prinzip denen der jeweiligen Herstellernorm entsprechen sollten.
Betriebsmittel ohne CE-Zeichen
Bei Geräten der Herstellungsjahre nach 1997, die kein CE-Zeichen aufweisen, ist die Übereinstimmung mit den gesetzlichen Sicherheitsvorgaben nicht gewährleistet. Ob sie weiterhin verwendet werden können, ist wie bei den selbst hergestellten Geräten von der verantwortlichen Elektrofachkraft zu entscheiden. Bei einer weiteren Verwendung ist der Arbeitgeber verpflichtet eine Konformitätsbewertung vorzunehmen.
Geräte ohne Prüfzeichen
Bei Geräten, die zwar das CE-Zeichen, nicht aber das GS- und/oder das VDE-Prüfzeichen aufweisen, sollte geklärt werden, warum deren Hersteller diese Bestätigung der Sicherheit durch eine anerkannte Prüfstelle nicht eingeholt hat.
Private Geräte im Unternehmen
Geräte, die den Mitarbeitern gehören, unterliegen ebenso der Prüfpflicht, da sie ggf. auch eine Gefährdung für die anderen Mitarbeiter darstellen können. Dies ist durch eine Betriebsanweisung festzulegen und durchzusetzen.
Qualifikation der Benutzer
Zu berücksichtigen sind bei der Prüfung sowie beim Festlegen der Prüffristen auch die Qualifikationsmerkmale der Personen, von denen die Geräte benutzt werden. Dies gilt besonders für den privaten Bereich, aber erfahrungsgemäß auch für Gewerbe, Industrie, Behörden usw., wo ja ebenso diese nicht fachkundigen Personen Benutzer der Geräte und bezüglich deren bestimmungsgemäßer Zuordnung oftmals überfordert sind. Hier zeigt sich, dass die prüfende Elektrofachkraft auch für eine den Umständen nach erforderliche Information der Benutzer der von ihr geprüften Geräte zu sorgen hat. Nur dann ist die Übereinstimmung ihrer Aussage „sicher bei bestimmungsgemäßer Anwendung“ wirklich berechtigt. Anderenfalls wird sie ihrer Aufgabe als „Beschützergarant“ nicht völlig gerecht.
Autoren: Dipl.-Ing. Klaus Bödeker, Stefan Euler
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