Schutzkontaktstecker an 2-adriger Anschlussleitung – ist das möglich?

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Schukostecker
Euro- oder Schukostecker? (Bildquelle: antoniotruzzi/iStock/Thinkstock)

Frage aus der Praxis

Ist es statthaft Schukostecker an 2-adrige Leitungen von schutzisolierten Geräten, statt einen Euro-Stecker anzuschließen? In der Praxis werden viele Geräte der Schutzklasse 2 mit Schukostecker vorgefunden. Bei der Wiederholungsprüfung ist dann das Problem, dass die Messgeräte diese als Schutzklasse 1 erkennen.

Antwort des Experten

Das Thema Auswechseln von Steckern an 2-adrigen Anschlussleitungen, bei Betriebsmitteln mit doppelter oder verstärkter Isolierung als Betriebsmittel der Schutzklasse II bezeichnet, ist ein oft und heiß diskutiertes Thema.

Die Frage, die immer wieder aufgeworfen wird: Darf ich einen Schutzkontaktstecker an die 2-adrige Anschlussleitung anbringen oder nicht?

Geräte der Schutzklasse II erkennt man an folgendem Zeichen:

Zeichen für Geräte der Schutzklasse II
Zeichen für Geräte der Schutzklasse II

Tipp der Redaktion

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Bei dieser Thematik muss zuerst eine klare Definition von Begrifflichkeiten bei Steckern einhergehen.

Was ist ein Eurostecker?

Der Eurostecker darf mit maximal 2,5 Ampere belastet werden. Typische Anwendungsgebiete des Eurosteckers sind Geräte der Schutzklasse II mit geringerer Leistung, wie beispielsweise Radios und Leuchten. Wird eine höhere Stromfestigkeit benötigt, wird der Konturenstecker ohne Schutzleiter verwendet.

Was ist ein Konturenstecker?

Der Konturenstecker (Typbezeichnung: CEE 7/17) wurde entwickelt, um, ähnlich wie der Eurostecker, universell in Europa verwendet werden zu können. Dieser Stecker kommt häufig bei Geräten der Schutzklasse II wie Staubsaugern, Haartrocknern, Bohrmaschinen usw. zum Einsatz, deren Stromaufnahme höher als 2,5 A ist und somit der Anwendungsbereich des Eurosteckers (max. 2,5 A) nicht mehr zugelassen ist.

Was ist ein Schutzkontaktstecker (Schukostecker)?

Dieser Schutzkontaktstecker (Typbezeichnung: CEE 7/7) wird im Normalfall zum Anschluss an eine 3-adrige Leitung verwendet: ein Außen- und ein Neutralleiter zuzüglich des geerdeten Schutzleiters.

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Nun zu der eigentlichen Frage: Aus meiner Sicht gibt es in den derzeit gültigen Normen diesbezüglich keine eindeutig Regelung. Auch dürfen sich die Elektrofachkräfte (EFK) bzw. befähigten Personen (bP) nicht hinter einem mundgerecht servierten Kochrezept verstecken. Damit meine ich Normen oder sonstige zur Anwendung gelangende Gesetze und Vorschriften. Denn die von vielen gewünschten Kochrezepte gibt es nicht und wird es auch nie geben! Vielmehr kommt es auf die richtige Befähigung der Fachkräfte an, die eine solche Entscheidung zu treffen haben.

Fragen, die sich die Elektrofachkraft bzw. die befähigte Person stellen sollte

Gibt es auch einen auswechselbaren Stecker für 2-adrige Anschlussleitungen, der die geforderten Eigenschaften für den Einsatz im rauen Betrieb mit sich bringt?

Ja, solche Stecker gibt es unter der Bezeichnung Konturenstecker, siehe vorstehende Erläuterung. Jedoch ist ein solcher Konturenstecker meistens nicht als Ersatzteil in den Unternehmen verfügbar!

Wie sieht es nun mit dem Anbringen eines Schutzkontaktsteckers an eine 2-adrige Anschlussleitung eines Geräts der Schutzklasse II aus?

Es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen einen Schukostecker als Ersatz an eine 2-adrige Anschlussleitung von SK-II-Geräten, statt eines Konturensteckers (TYP CEE 7/17), anzuschließen.

Folgende Punkte müssen Beachtung finden:

  • Ist der Stecker mechanisch kompatibel zur Anschlussleitung?
  • Kann eine richtige Zugentlastung hergestellt werden?
  • Ist die erforderliche Schutzart zu gewährleisten?

Können diese Fragen eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden, besteht kein Risiko des Anschlusses eines Schukosteckers statt eines Konturensteckers an eine 2-adrige Anschlussleitung von SK-II-Geräten.

Wie eingangs schon erwähnt, gibt es durch solche Reparaturen natürlich Folgeprobleme!

Bei den erforderlichen Prüfungen der Betriebsmittel nach VDE 0701 und VDE 0702 gibt es Messgeräte (z.B. Secutest- Geräte der Firma GMCI), die automatisch anhand des vorhandenen Steckers die Klassifizierung des Prüflings vornehmen. Das wiederum bringt Probleme bei der nachfolgenden Prüfung mit sich. Wenn der zum Einsatz gelangte Prüfer nicht die notwendige Befähigung besitzt, diesen Umstand richtig zu deuten, wird das Prüfergebnis natürlich wegen nicht bestandener Schutzleiterprüfung (RSL) negativ ausfallen.

Downloadtipps der Redaktion

Unterweisung „Benutzen von elektrischen Betriebsmitteln“

Hier gelangen Sie zum Download.

Prüfliste „Protokoll für die Wiederholungsprüfung“

Hier gelangen Sie zum Download.

aktualisiert September 2022

  • Autor:

    Stefan Euler

    Geschäftsführer der MEBEDO Consulting GmbH und MEBEDO Akademie GmbH sowie BDSH e.V. geprüfter Sachverständiger Elektrotechnik

    Euler, Stefan

    Der Schwerpunkt seiner heutigen Tätigkeit liegt in der Beratung von Unternehmen beim Aufbau einer rechtssicheren Organisationsstruktur im Bereich der Elektrotechnik. Teilweise schließt dies auch die Übernahme der Verantwortung als externe verantwortliche Elektrofachkraft (VEFK) / Interim Manager Elektrosicherheit für die Unternehmen ein.

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Kommentare

Kommentar von Flayte |

Ihr könnt ja nicht richtig lesen! Der Ing. hat gesagt: PHASENprüfer am Metallgehäuse halten. Wenns richtig dampft, dann Finger weg! Wenn nicht, dann SPANNUNG prüfen. Ich kenne keinen richtigen Elektriker, der das nicht so macht.

Kommentar von Hartmuth Zittlau |

Eine solche Messung(Phasenprüfer) kann m.E. mitnichten eine "zweipolige Spannungsmessung" ersetzen! Die richtige Handhabung eines "Duspols" beinhaltet die Messung unter Last(eingebauter Lastwiderstand) zwischen L1/N und L1/PE, wobei gleichzeitig die Auslösung eines RCDs überprüft werden kann....jedoch ersetzt diese NICHT die Wirksamkeit des RCDs, siehe 0100/T600!

Kommentar von Werner Alset |

Ich stimme Herrn Kahlert volkommen zu. Die Überprüfung mit einem Phasenprüfer halte ich für eine schnelle und in ihrer Aussagekraft sichere Alternative.

Kommentar von Sebastian Holzner |

Hallo Hr. Kahlert, dann hoffe ich daß Sie niemals umfallen :-) Der Phasenprüfer hat eben die Fehlerquelle "Standplatz-Erdung". Und dann leuchtet manchmal gar nichts, wenns doch leuchten sollte. Wie Sie ja auch selbst schreiben: ..mit dem anderen Handfinger irgendeine Masse berührt... Woher haben Sie also immer sichere Masse? Woher wissen das "Diese Masse" sicher ist? Gemessen - mit was?
Und dazu noch einen Phasenprüfer als sicherer als ein Meßgerät bezeichnen.

Kommentar von kahlert uwe |

Also ein gestandener Elektromann kann sehr wohl mit einem Phasenprüfer was anfangen.Allein durch die Helligkeitsunterschiede läßt sich mit einiger Übung eine Aussage machen.Das ist teilweise sicherer als ein Meßgerät und geht viel schneller wenn man mit dem anderen Handfinger irgendeine Masse berührt.

Kommentar von Richard Sommer |

Die Ausführungen von Herrn Euler sind sehr fundiert und hilfreich, das Beste was ich je zum Thema gelesen habe. Ich selbst betrachte bei der Schutzklasse das Gerät ganzheitlich, also Gehäuse, Kabel und Stecker. Ein Schukostecker als Ersatz für einen vergossenen Konturenstecker schwächt meines Erachtens die SK II mit ihren höheren Grenzwerten, welche bei Prüfung nach DIN VDE 0751 teilweise noch höher sind. Ich komme als Prüfer nicht umhin mit der Prüfsonde den Berührungsstrom auch am ausgetauschten Stecker, nämlich an der Schraube und am Schutzkontakt selbst abzutasten, da es jetzt berührbare Teile sind. Ob die Werte dauerhaft gut bleiben ist nicht sicher, falls sich im Stecker ein Kabel löst oder Feuchtigkeit eindringt. Also, insgesamt ein eindeutiges „jein“. Zu Hause beim Staubsauger – ja. In einer Großküche, oder bei Geräten der Physiotherapie bzw. Medizintechnik würde ich bei SK II jedoch vom Schukostecker als Ersatz für einen Konturenstecker absehen.

Kommentar von Sebastian Holzner |

Sehr geehrter Herr Sommer, verstehe Ihr Problem nicht. Was soll falsch sein einen Schuko-Stecker hier nur mit N und L anzuschließen und den PE offen zu lassen also nicht anschließen?
Wo soll hier Strom unbeabsichtigt fliessen? Die Schutzklasse wird ja auch vom Gerät vorgegeben und hier weder am Gerät noch am Stecker verändert.

Kommentar von Richard Sommer |

Guten Tag zusammen,
als BGV A3-Prüfer (jetzt DGUV Vorschrift 3) und Elektrofachkraft habe ich dieses Problem ständig.
Man bekommt über den Handel eigentlich nur noch austauschbare Stecker mit Schutzkontakt und diese werden dann auch verwendet. Ein Gerät mit SK II muss aber eine ganz andere Isolierung vorweisen (größer 2 MOhm), als das mit SK I (1 MOhm).
Das heißt aus meiner Sicht, dass wenn ein Schuko-Stecker mit Schutzleiter vorhanden ist, das Gerät von der Isolierung her nicht mehr der SK II entspricht. Es könnte auch Spannung über den Schutzleiteranschluss auf benachbarte eingesteckte Geräte mit SK I gelangen, von den 0,3 Ohm für den Schutzleiterwiderstandswert möchte ich gar nicht erst sprechen. Ein großes Problem ist für mich immer wieder die Prüfung von Geräten in der Physiotherapie welche oft noch die Symbole der Medizintechnik B, BF und CF tragen (MotoMed, Lifter, Freistehbarren usw.). Ich denke, dass hier ein falscher Stecker sogar zum Erlöschen der Betriebserlaubnis bzw. Zulassung durch den Hersteller zur Folge hat.
Also, ich tausche den Stecker, ggf. samt Kabel aus und versetze alles wieder in den Originalzustand.
Man macht sich damit natürlich nicht beliebt.

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