VDE-Anwendungsregeln für elektrische Sicherheit

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VDE-Anwendungsregel: Grundlage für eine zuverlässige Stromversorgung
VDE-Anwendungsregeln: Grundlage für eine zuverlässige Stromversorgung (Bildquelle: kadmy/iStock/Thinkstock)

Frage aus der Praxis

Als verantwortliche Elektrofachkraft (VEFK) in unserem Unternehmen beschäftige ich mich seit geraumer Zeit mit dem Vorschriftenwerk und den Vorgaben des VDE. Bei meiner Recherche über einzuhaltende Vorgaben bzw. Vorschriften bin ich über die VDE-Anwendungsregeln „gestolpert“. Was hat es mit diesen VDE-Anwendungsregeln auf sich? Müssen sie von mir in meiner täglichen Arbeit beachtet werden? Oder sind sie nur rein informativ, um mir die Arbeit im einen oder anderen Anwendungsfall zu erleichtern?

Antwort des Experten

Jens Weber

VDE-AR-N 4000 „Erarbeitung von Anwendungsregeln im Forum Netztechnik/Netzbetrieb (FNN)“

Die im FNN (Forum Netztechnik/Netzbetrieb) erarbeiteten Anwendungsregeln, wie z.B. die hier näher beleuchtete VDE-AR-N 4000 „Erarbeitung von VDE-Anwendungsregeln im FNN“, sollen die Grundlage für eine sichere und zuverlässige Stromversorgung sein.
Sie fördern die technische Sicherheit, Qualität und Wirtschaftlichkeit. Außerdem dienen sie der Sicherheit von Menschen und Sachen und nutzen dadurch der Allgemeinheit. Ebenso können Anwendungsregeln als Grundlage für notwendige Konformitätsprüfungen Anwendung finden.

VDE-AR-N 4000 als Grundlage für weitere VDE-Anwendungsregeln

Die VDE-AR-N 4000 ist die Arbeitsgrundlage für die Erarbeitung von weiteren VDE-Anwendungsregeln, die sich mit der

  • Planung,
  • der Errichtung,
  • der Herstellung,
  • dem Betrieb,
  • der Prüfung und
  • Instandhaltung von Anlagen,
  • sowie Einrichtungen und den Erzeugnissen der Stromversorgung; inklusive der Anforderungen an Qualifikation und Organisation von Unternehmen für den Betrieb elektrischer Energieversorgungsnetze durch das Forum Netztechnik/Netzbetrieb (FNN) im VDE auseinandersetzen.

VDE-Anwendungsregeln als Erkenntnisquelle und einzuhaltende Vorgabe

Die VDE-Anwendungsregeln stellen neben anderen existierenden Vorgaben keine alleinige, aber dennoch eine sehr wichtige Erkenntnisquelle dar. Vor allem wenn es um Standardisierungsarbeiten und Empfehlungen für spezielle Anwendungsgebiete geht. Dass Anwendungsregeln nicht alle möglichen Sonderfälle abdecken können, in denen weitergehende oder einschränkende Maßnahmen notwendig sind, ist auch klar.

Anwendungsregeln basieren grundsätzlich auf einem, im besten Fall einstimmigen, Konsens der betroffenen Fachkreise. Es wird aber dem Regelanwender der Beweis erleichtert, wenn er die in den VDE-Anwendungsregeln gemachten Vorgaben einhält, dass er die anerkannten Regeln der Technik mit beachtet hat. Ebenso kann sich eine Anwendungspflicht von VDE-Anwendungsregeln ergeben, wenn Rechtsvorschriften, Verträge oder sonstige Rechtsgrundlagen dies fordern.

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VDE-Anwendungsregel als „allgemein anerkannte Regel der Technik“?

Erarbeitete VDE-Anwendungsregeln stellen zwar keine Norm als Bestandteil des Deutschen Normenwerks dar, sind aber sehr wohl Bestandteil des VDE-Vorschriftenwerks und können, sofern sie in einem sogenannten „geordneten öffentlichen Verfahren“ nach Vorgabe der VDE-AR-N 4000 erarbeitet wurden, den Status einer allgemein anerkannten Regel der Technik erhalten.

Erarbeitung und Bekanntgabe von VDE-Anwendungsregel-Entwürfen

Die Erarbeitung oder Überarbeitung von VDE-Anwendungsregeln erfolgt in der Regel über eine Projektgruppe des Forums Netztechnik/Netzbetrieb (FNN), die hierzu durch die FNN-Geschäftsführung bzw. dem zuständigen Lenkungskreis beauftragt ist. Im Vorweg der Projektarbeit entscheidet der zuständige Lenkungskreis, ob für ein derartiges Vorhaben

  1. überhaupt ein Bedarf besteht und
  2. ob notwendige Voraussetzungen für eine Regelsetzung gegeben sind.

Die Absicht der Erarbeitung bzw. die Überarbeitung von VDE-Anwendungsregeln wird der Fachöffentlichkeit über die Bekanntgabe auf der Internetseite des FNN (als Verlinkung über die Internethauptseite des VDE aufzurufen) sowie in Publikationen des Forums Netztechnik/Netzbetrieb angezeigt.

Die Veröffentlichung von Anwendungsregel-Entwürfen und die Verabschiedung neuer bzw. überarbeiteter VDE-Anwendungsregeln werden ebenso auf der Webseite des FNN veröffentlicht, sowie in einschlägigen Fachzeitschriften bekannt gegeben.

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Einsprüche gegen VDE-Anwendungsregel-Entwürfe

Entwürfe von VDE-Anwendungsregeln werden der Fachöffentlichkeit im Regelfall mit einer Einspruchsfrist von zwei Monaten vorgelegt. Zu den Entwürfen kann von jedermann bei der FNN-Geschäftsstelle schriftlich unter Angabe der Gründe bzw. unter Angabe der Änderungs- oder Ergänzungsvorschläge ab dem Zeitpunkt der Entwurfsveröffentlichung entsprechend Einspruch eingelegt werden.

Nach Ablauf dieser Einspruchsfrist werden die Einsprüche in der zuständigen Projektgruppe beraten. Dies auch unter Anhörung der Einsprechenden, sofern die Einsprüche zum VDE-Anwendungsregel-Entwurf sachlich und ausreichend begründet sind. Des Weiteren besteht auch die Möglichkeit eines Berufungsverfahrens, wenn dies aus Sicht des Einsprechenden erforderlich ist.

Inkrafttreten von VDE-Anwendungsregeln, Überprüfung oder Zurückziehung

VDE-Anwendungsregeln treten nach Zustimmung des VDE-Vorstands und mit der Aufnahme in das VDE-Vorschriftenwerk sowie unter Bekanntgabe der endgültigen Fassung in den Publikationen des FNN in Kraft. Sollte in der Endfassung einer VDE-Anwendungsregel ein späteres Datum für das Inkrafttreten festgelegt sein, so ist dieses Datum für das Inkrafttreten der Anwendungsregel maßgebend.

VDE-Anwendungsregeln sollen nach Vorgabe der VDE-AR-N 4000 alle fünf Jahre auf Aktualität und Praxisrelevanz überprüft werden. Gegebenenfalls ist nach dieser Zeitspanne eine entsprechende Anpassung oder Überarbeitung notwendig.

Sollte es notwendig sein, eine VDE-Anwendungsregel zurückzuziehen, so kann dies durch einen Beschluss des FNN-Vorstands geschehen, der zur Information drei Monate vor dem geplanten Zurückziehungsdatum in den entsprechenden Publikationen und auf der Internetseite des Forums Netztechnik/Netzbetrieb darüber informiert. Über die Zurückziehung aus dem VDE-Vorschriftenwerk entscheidet der VDE-Vorstand.

Fazit

Alles in allem versucht man mit der VDE-Anwendungsregel (VDE-AR-N 4000) eine belastbare Arbeitsgrundlage zu schaffen, um neben den sicherheitstechnischen, qualitativen und technischen Anforderungen auch den Ausbruch aus starren Normen im Bereich der Stromversorgung zu schaffen, denen man sich im Zeitalter der Energiewende gegenüber sieht.

Beitrag von 2011, geprüft und aktualisiert am 27.09.2024

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