Stromunfälle: Die Ursachen sind oft in den Betrieben zu finden!

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Qualifikation Elektrofachkraft erlangt man nicht durch ein Studium.
Die Übertragung von Arbeiten an nicht ausreichend qualifiziertes Personal ist nur eine Ursache für Stromunfälle, die man in Betrieben findet. (Bildquelle: WUT789 / iStock / Getty Images Plus)

Erinnern Sie sich noch an den Fachartikel „Ab sofort bist du Elektrofachkraft“? Ein User von elektrofachkraft.de hat uns die Frage gestellt, ob sein Vorgesetzter ihm ohne entsprechende Ausbildung und Fähigkeiten elektrotechnische Arbeiten zuweisen und ihn damit zur Elektrofachkraft (EFK) ernennen kann. Außerdem ging es darum, dass der User bei einem Kollegen eine EuP-Schulung durchführen sollte.

Die Antworten unseres Autors waren eindeutig

  • DIN VDE 1000-10 und DGUV Vorschrift 3 entscheiden, wer als Elektrofachkraft eingestuft wird.
  • Als Nachweis dienen der Gesellenbrief im erlernten Ausbildungsberuf, die Ausbildung zur Elektrofachkraft sowie die jährliche Fortbildung nach DGUV Vorschrift 1.
  • Der Arbeitgeber muss sich vor der Beauftragung eines Mitarbeiters darüber vergewissern, dass dieser für die Ausübung der ihm übertragenen Aufgaben entsprechend ausgebildet, unterwiesen und geschult ist.
  • Der Arbeitgeber kann einen Mitarbeiter nicht dazu zwingen, diese Funktion auszuüben. Der Mitarbeiter gibt selbst an, nach eigenem Ermessen nicht für die genannten Tätigkeitsbereiche geeignet zu sein. Er könnte beispielsweise durch entsprechende Schulungen und Unterweisungen die nötigen Qualifikationen auffrischen und/oder erlangen.

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Wo die Ursachen für Stromunfälle liegen

Hier einige Ihrer Reaktionen – und die sind nicht sonderlich erfreulich und hoffnungsvoll.

„Wer eine elektrotechnische Ausbildung hat, kann und darf Installationen durchführen, ganz gleich, wie lange die Ausbildung her ist.“

„... Hauptsache die Maschinen laufen. Bei einem Unfall sind die rechtlichen Folgen beim ersten Mal nicht so hoch, wenn man ein bisschen getan hat.“

„..., wenn man eine x-beliebige Schulung hatte, kann man diese Schulung jederzeit auch selbst unterweisen.“

„... Gespräche verlaufen im Sand ...“

„Es ist alles wichtiger als die elektrische Sicherheit.“

„Trotz vielfachem Bitten, Betteln, Hinweisen, Anfragen ... werden keine Weiterbildungen bewilligt.“

„Elektroinstallation war nie Inhalt meiner Ausbildung und trotzdem wurde ich nach der Prüfung immer geschickt, Steckdosen setzen.“

„Es wird einfach davon ausgegangen, dass ich alles kann aufgrund meines 25 Jahre alten Gesellenbriefs.“

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Gefahren des elektrischen Stroms werden unterschätzt

Stromunfälle zählen zu den am häufigsten tödlich verlaufenden Arbeitsunfällen. Knapp 90 % der Unfälle geschehen im Niederspannungsbereich (Quelle: BG ETM) – ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Gefahren des elektrischen Stroms bei geringen Spannungen unterschätzt werden.

Viel zu oft liest oder hört man „Monteur erlitt Stromschlag“, „Lichtbogenunfall endete tödlich“. Die Unfallberichte auf elektrofachkraft.de zeigen, wie schnell ein Stromunfall geschehen und welche Folgen er haben kann.

Neben der Missachtung der fünf Sicherheitsregeln ist Unkenntnis eine der häufigsten Unfallursachen. Unzulängliches Wissen und mangelnde Erfahrungen haben im Zusammenhang mit elektrischem Strom nichts zu suchen. Dennoch sind sie häufig anzutreffen und verursachen Unfälle mit Schäden an Menschen und Sachen.

Aus Ihren Anmerkungen ist aber zu erkennen, dass die ursprünglichen Ursachen für Stromunfälle direkt in den Betrieben zu finden sind, in denen die Arbeitgeber nachlässig mit den Gefahren des elektrischen Stroms umgehen.

Fehlendes systematisches Schutzkonzept als Ursache

In vielen Unternehmen besteht keine funktionierende, ordentlich aufgebaute Organisation. Dabei ist das Erstellen eines systematischen Schutzkonzepts für den Bereich der Elektrotechnik eine wichtige Maßnahme, um die Elektrosicherheit im Betrieb zu gewährleisten. Leider wird dies in vielen Unternehmen vernachlässigt.

Elektrounfälle wegen Missachtung von Normen und Vorschriften

Der Unternehmer ist dazu verpflichtet, seinen Mitarbeitern die für ihre Arbeit notwendigen Normen und Vorschriften bereitzustellen. Auch dies scheint in vielen Betrieben nicht der Fall zu sein. Aber das wundert auch nicht wirklich, wenn in diesen Unternehmen Vorschriften grundsätzlich keine Beachtung finden.

Arbeiten an nicht ausreichend qualifiziertes Personal übertragen

Mitarbeiter werden dazu verpflichtet, Arbeiten auszuführen, für die sie nicht qualifiziert sind. Ihre Bedenken, für eine bestimmte Tätigkeit nicht ausreichend qualifiziert zu sein, werden von Vorgesetzten nicht ernst genommen. Bitten die Mitarbeiter um ein klärendes Gespräch, wird dieses nicht wahrgenommen oder es findet zwischen „Tür und Angel“ statt.

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Mangelndes Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen

Auch wenn es um Weiterbildungsmaßnahmen geht, sieht es in vielen Betrieben alles andere als gut aus. Viele Arbeitgeber leben nach dem Motto, dass einmal Gelerntes ein Leben lang bleibt. Einmal eine elektrotechnische Ausbildung absolviert, bedeutet für viele, dass man in der Elektrotechnik jede Tätigkeit ausführen kann. Daher werden Weiterbildungen für nicht notwendig gehalten und nicht genehmigt. Stattdessen wird erwartet, dass die Kollegen sich untereinander schulen. Aber wie kann man beispielsweise von einem Techniker verlangen, eine EuP-Schulung zu halten, die eigentlich von einer Elektrofachkraft durchgeführt werden muss? Nach einem Studium oder einer Berufsausbildung im Bereich Elektrotechnik ist man noch lange keine Elektrofachkraft!

Die Folgen: Die Beschäftigten führen Arbeiten aus, für die sie nicht ausgebildet oder befähigt sind. Wundert es da, dass dann Unfälle passieren? Mit all diesen Unterlassungen setzt der Unternehmer die Gesundheit seiner Mitarbeiter leichtfertig aufs Spiel.

Beim Lesen der Anmerkungen und Kommentare habe ich mir immer wieder diese Fragen gestellt: Wie kann das sein? Wie kann man so nachlässig mit seinen Mitarbeitern umgehen? Und wie kann man, um es ganz direkt zu sagen, so fahrlässig mit dem Leben anderer umgehen?

Wir alle kennen die Gründe. Es geht um Geld, um Zeit, Kapazitäten. Es ist überall das Gleiche. In der Elektrotechnik können diese Einwände im schlimmsten Fall tödliche Folgen haben.

Uns interessieren Ihre Erfahrungen und Ihre Meinungen zu diesem Thema

Kennen Sie solche Vorfälle aus Ihrem eigenen Betrieb oder läuft es bei Ihnen absolut vorbildlich? Wir freuen uns, wenn wir auch mal positive Erfahrungsberichte lesen dürfen.

Hinterlassen Sie einen Kommentar oder schreiben Sie direkt an redaktion@elektrofachkraft.de.

Autorin: Christina Wernicke

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Kommentare

Kommentar von Ulrike |

Ich glaube auch, dass die Gefahren des Stroms deutlich unterschätzt werden. Ich kenne mich kaum aus und würde niemals Arbeiten machen, die mit Strom zu tun haben. Ich gehe immer zu einer guten Firma für Elektrotechnik aus Tulln. Dort kann werde ich immer gut geraten und die Leute sind sehr kompetent! So sollte es sein.

Kommentar von Elektro-Nick |

Das Problem wäre schon einmal damit behoben, wenn Geräte die nach der VDE geprüft werden auch nach der VDE hergestellt würden. Dieses tolle CE Zeichen ist nämlich von der Aussage her mit reinem Industrieschrott zu vergleichen! Hinzu kommt noch, UND DIESES IST EIN WEITERES SCHWERWIEGENDES PROBLEM, wir haben noch etwas gelernt! Und was ist heute? Alleine die verständigungs Schwierigkeiten mit heutigen Jugendlichen lassen mich manchmal an den logischen Menschenverstand zweifeln... Wir konnten früher noch ALLES instand setzen. Mittlerweile würde es mich nicht wundern, wenn in spätestens 5 Jahren komplette Schaltschränke getauscht würden nur weil ein Schütz nicht richtig arbeitet...

Kommentar von da Peter |

ich bin froh, daß es in meinen Betrieb nicht so schlimm zugeht. Immerhin bekommen wir Weiterbildungen

Kommentar von Heinz R. |

Ist es den Menschen, die in den unterschiedlichen Ausbildungsstätten lehren, selbst bewusst die ständigen Gefahren dieser Energieform zu vermitteln? Ein ständiges Bewusstsein zu bilden und einen eindringlichen Appell von Zeit zu Zeit, wäre eine Möglichkeit, die Fachleute zu sensiblen. Das „mach mal eben“, darf hier erst gar nicht zum Sprachgebrauch werden.
Die Elektrotechnik ist aus keinem Haushalt und keinem Industriezweig mehr weg zu denken. Die Technisierung der Haushalte hat einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Verbreitung und dem ständigen Konsum dieser Energieform beigetragen. Durch die große Vielfältigkeit der Elektrotechnik wurden die Anforderungen an die Fachkräfte immer höher. Die Fachleute werden oder sind heute fachlich überfordert. Durch mangelnde Weiterbildung entsprechen sie nicht mehr dem „Stand der Technik“. Sie sollen aber Aufgaben erfüllen, die dem „Stand der Technik“ entsprechen. Da ist doch eine riesen Diskrepanz.

Kommentar von A. Rod |

Tatsächlich werden die Gefahren des elektrischen Stromes noch immer unterschätzt … aber manchmal kommt es anders als man denkt.

Ich bin im technischen Außendienst beim TÜV und prüfe regelmäßig elektrische Betriebsmittel und Anlagen. Außerdem bin ich Fachbeauftragter für elektrotechnische Prüfungen, bestellte Elektrofachkraft für unseren Unternehmensbereich, Ausbilder für unsere Prüfer (Elektrofachkräfte und EUP’s) und angehende Fachkraft für Arbeitssicherheit.

In der Praxis stelle ich oft fest, dass es anders ist, als vermutet wird. Da werde ich vom Chef eines Unternehmens beauftragt für elektrische Sicherheit zu sorgen, aber dann sind es die Kommentare der Mitarbeiter, die nachdenklich machen: „Das ist doch alles Quatsch. Was soll denn schon passieren?“ … „Da ist noch nie etwas kaputt gewesen.“ … „Die Prüfungen sind doch nur Geldmacherei.“ In solchen Fällen versuche ich einerseits die Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass auch meine Prüfungen ihrer Sicherheit dienen. Andererseits gebe ich dem Chef einen Hinweis, dass er in seiner Belegschaft noch Überzeugungsarbeit leisten muss, damit präventiver Arbeitsschutz auch dort gelebt wird. Gegebenenfalls stelle ich auch entsprechendes Informationsmaterial zur Verfügung oder verweise auf Informationsquellen bei den Berufsgenossenschaften. Fazit: Der Fisch stinkt nicht immer vom Kopf her.

Klar gibt es auch Unternehmen, die nur prüfen lassen, um einer lästigen Pflicht nachzukommen. Dort finden sich die gleichen Mängel bei aufeinander folgenden Prüfzyklen immer wieder. Mein Arbeitgeber gehört nicht dazu, denn ich habe sowohl externe als auch interne Kunden.

Besonders erfreulich sind die Erfolgserlebnisse. Es kommt immer wieder vor, dass sich Kunden bedanken, weil man sie auf ein Risiko aufmerksam gemacht hat oder durch frühzeitige Mängelerkennung bevorstehende Schäden vermeiden konnte.

Kommentar von Mister y |

In Ihrem Titelkommentar finde ich mich zu 100% wieder!
Ja, ich mache immer wieder die Erfahrung, Theorie und Praxis.... da liegen Welten dazwischen.

Ich arbeite seit vielen Jahren als Elektromeister in einem Industriebetrieb mit ca. 200 Mittarbeiter. Wenn ich das Thema Sicherheit anspreche, fallen Sätze wie: "wenn wir alles nach Vorschrift machen könnten wir zu machen"

Als Elektrofachkraft habe ich ja schon eine große Verantwortung. Ich versuche auch so gut es geht die Sicherheit zu gewährleisten. Aber dazu gehören nun mal auch Seminare, Messgeräte und natürlich die erforderliche Zeit zum Prüfen. Wenn ich das Thema Seminar anspreche bekomme ich Antworten wie "muss das sein"

Wenn ich darauf hinweise, dass für Prüfungen von Maschinen und Anlagen auch entsprechende Messgeräte notwendig sind, und wenn ich ein Angebot vorlege, bekomme ich Antworten wie "zu teuer, da müssen wir mal in eBay schauen".

Bisher habe ich meistens mündliche Anfragen gestellt. Mittlerweile schreibe ich eMails um wenigstens hier auf der sicheren Seite zu sein.

Ja, man wird immer mehr verunsichert und ist sich überhaupt nicht mehr sicher was passiert wenn mal was passiert!

Wäre toll wenn Sie für solche Fälle ( und ich denke da gibt es genug davon) Tipps geben könnten bei Fragen wie z.B.:

  • Wie stehe ich in solchen Situationen in der Verantwortung?
  • Wie kann ich mich rechtlich absichern?

Kommentar von Mister x |

Ja so ist das in vielen Betrieben.Bei uns im Betrieb machen wir Elektriker alles.Von der SPS Programmierung über ibn von Fuß und Reglern bis zu Steckdosen Installation. Überprüfen der Installationen durch Meister negativ.So macht jeder alles nach besten gewissen und wie er es vielleicht mal gelernt hat.Ich selber habe in der Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik w
2 Tage Installation gelernt.Im jetzigen Betrieb führe ich trotzdem regelmäßig diese Arbeiten durch.

Kommentar von D.Horst |

Bekannte Reaktionen, leider

Es ist schade das man oftmals so alleine im Regen steht und in die Pflicht genommen wird ohne etwas dafür zu bekommen was einem zusteht wie z.B
- nötige Weiterbildung
- Unterlagen wie z.B die VDE
- Werkzeuge und PSA
usw.
Aber auch die mit der Ernennung verbundene Weisungsbefugnis bzw Handlungsbefugnis wird gern aberkannt.
Letztlich wird jemand gesucht auf dem Papier.

Wir kämpfen auch seit Jahren aber wir tragen auch leider nur nen "Blaumann", da hilft auch kein Titel

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