MOOCs und E-University – offene Kursangebote als Ausbildungsbaustein

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Der Einsatz von MOOCs hat durchaus Vorteile.
Der Einsatz von MOOCs hat durchaus Vorteile. (Bildquelle: Pheelings Media/iStock/Getty Images Plus)

Aus der Überlegung Universitätsvorlesungen für jedermann zugänglich zu machen – also zusätzlich zu Präsenzvorlesungen ein umfangreiches E-University-Angebot zu schaffen – entstanden die sogenannten MOOCs (engl. Massive Open Online Courses). Die Idee der MOOCs stammt aus Amerika, doch in den letzten Jahren hat sich auch das deutschsprachige Angebot rasant entwickelt.

MOOCs als möglicher Bestandteil der Ausbildung

Die Vorteile einer digitalen Ausbildungsplattform wie z.B. Moodle können genutzt werden, um externe Inhalte integrieren. Ein Format, das sich hierbei etabliert hat, sind die sogenannten MOOCs (engl. Massive Open Online Courses), die als Lehrveranstaltungen von vielen unterschiedlichen Anbietern bereitgestellt werden. Der Ausgangspunkt der Überlegung bei der Gestaltung von MOOCs war es, Universitätsvorlesungen für jedermann zugänglich zu machen, also zusätzlich zu Präsenzvorlesungen ein umfangreiches E-University-Angebot zu schaffen, mit dem jeder individuell von zu Hause lernen kann. Ein MOOC ist dabei ein Kurs oder eine Vorlesungsreihe, der oder die in der Regel auf ein bestimmtes Thema festgelegt ist oder eine thematische Struktur anbietet, an der sich der Lernende orientieren kann. Dabei können durchaus auch unterschiedliche Lehrende in der Vermittlung mitwirken. Essenziell ist bei einem MOOC, anders als bei einem bloßen Video-Tutorial, dass der Austausch zwischen den Teilnehmern gefördert wird. So gesehen ergibt sich auch eine gewisse zeitliche Festlegung, da MOOCs entweder als Veranstaltung mit Start- und Endtermin oder als fortlaufendes Angebot bereitgestellt werden.

Die angebotenen MOOCs enthalten zumeist Wissensüberprüfungen und können je nach Anbieter auch mit einem Zertifikat abgeschlossen werden. Der Einsatz von MOOCs bietet die Möglichkeit, zeit- und ortsunabhängig mit anderen Azubis zu lernen. Das unmittelbare Feedback und der Austausch zwischen Lehrendem und Lernendem kann dabei wegen der Größe mancher MOOCs jedoch nur eingeschränkt möglich sein. Hier ist also eine abschließende Reflexion mit dem Ausbilder dringend erforderlich.

Wer sich als Ausbilder mit dem Gedanken trägt, MOOCs in die eigene Ausbildung zu integrieren und dabei die Lernplattform Moodle zu nutzen, könnte sich im Selbsttest unter learn.moodle.org mit einem MOOC zum Moodle-Experten ausbilden.

Die Auswahl der richtigen MOOCs

Die richtigen Bausteine für seine Ausbildung zu finden ist oftmals gar nicht so einfach. Da die Idee der MOOCs aus Amerika stammt, sind nach wie vor die meisten Inhalte in englischer Sprache und verfügen nur zum Teil über Untertitel. Die größten Anbieter sind die amerikanischen Plattformen Coursera, edX und Udacity. Jedoch entwickeln sich deutschsprachige MOOCs in den letzten Jahren ebenfalls rasant, sodass es mit dem Webportal www.edukatico.org hierfür bereits eine eigenständige Suchmaschine gibt.

Das Angebot an MOOCs und Anbietern wächst täglich, und es wird spannend sein zu beobachten, wie sich hier übergeordnete Strukturen entwickeln und sich gerade für den Bereich der betrieblichen Ausbildung die Angebote entwickeln. Derzeit ist der Großteil der Angebote noch nicht explizit auf Auszubildende ausgerichtet, sondern entweder als Kurs einer „E-University“ für Studierende konzipiert, wobei oftmals ein höheres Lernniveau vorausgesetzt wird, oder als „Jedermann-Kurs“ aufgebaut, den Teilnehmer ohne jegliche Vorkenntnisse besuchen können. Hier besteht die Gefahr, dass Auszubildende unterfordert sind.

Auch die inhaltliche Ausrichtung der MOOCs muss zu den Anforderungen der Ausbildung passen. Hier sollten sich Ausbilder in jedem Fall die Zeit nehmen, selbst die Inhalte zu überprüfen. Die Suche nach geeigneten MOOCs kann auch ein wichtiges Thema in Ausbildernetzwerken sein, in denen Ausbilder die von ihnen entdeckten MOOCs mit anderen teilen oder gemeinsam eigene MOOCs erstellen. Auch die Einbindung der Auszubildenden in die Recherche und die Auswahl von MOOCs hat sich als probates Mittel erwiesen, um Akzeptanz und Motivation zu fördern. Zudem erscheint im Rahmen der Reflexion über die gelernten Inhalte auch eine Bewertung des MOOC durch den Auszubildenden sinnvoll, um langfristig qualitativ gute Quellen nutzen zu können.

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Checkliste zum Einsatz von MOOCs

 
Ja
Nein
Die inhaltliche Qualität des MOOCs ist geprüft.
Datenschutzrechtliche Fragen sind geklärt.
Es ist festgelegt, für welche Zielgruppe (Ausbildungsgang, Lehrjahr) das MOOC eingesetzt werden soll.
Es bestehen keine urheberrechtlichen oder lizenzrechtlichen Bedenken.
Werkzeuge und Plattformen zum Austausch der Auszubildenden untereinander sind verbindlich definiert.
Log-ins und Zugänge sind aktuell freigeschaltet und funktionieren.
Technische Voraussetzungen sind geklärt, z.B. Grafik- und Soundkarten sind getestet und einsatzbereit.
Der anteilige Zeitaufwand für das Lernen mit den MOOCs ist definiert.
Es gibt einen (Online-)Test zur Leistungsüberprüfung.
Die Möglichkeiten, Fragen zu stellen (online/offline), sind definiert.
Der Zeitpunkt für die gemeinsame Reflexion der Inhalte ist terminiert.
Die Verantwortung für den Inhalt des Reflexionsgesprächs ist an den Azubi delegiert.

Für den Lernenden bedeutet das Lernen mit MOOCs immer auch eine Überprüfung und ggf. eine Veränderung des eigenen Lernverhaltens. Es wird eine aktive Lernhaltung vorausgesetzt, also das Verstehenwollen, das darauf setzt, auch bei Schwierigkeiten eigenständig nach Lösungen (erneutes Ansehen, Community nutzen etc.) zu suchen. Weiterhin werden bei vielen MOOCs Zusatzmaterialien bereitgestellt, die genutzt werden können, aber nicht genutzt werden müssen. Hier spielen Lerndisziplin und persönlicher Ehrgeiz eine große Rolle.

MOOCs müssen richtig eingesetzt werden

Richtig eingesetzt können MOOCs ein sinnvoller Baustein für die Ausbildung sein. Im Gegensatz zu analog verfügbaren Inhalten besteht jedoch gerade bei frei zugänglichen, externen Gratisinhalten die Gefahr, dass sie nur temporär angeboten werden. Für den Ausbilder stellen sich neben der inhaltlichen Auswahl und der qualitativen Eignung also auch die Fragen der Aktualität und Verfügbarkeit der MOOCs.

Die Auszubildenden müssen weiterhin auf die neue Lernsituation vorbereitet werden. Insbesondere das eigenständige Planen und die Reflexion über das Lernen sind für die meisten Azubis neu und müssen mit der nötigen Geduld eingeübt werden. Sofern die Online-Kurse in den institutionellen Rahmen der Ausbildung integriert werden können, erleichtern sie die Arbeit des Ausbilders und bilden eine willkommene didaktische Abwechslung für die Auszubildenden.

  • Autor:

    Dipl.-Psych. Frank Menzel

    Freier Berater mit den Schwerpunkten agile Führung und Problemlösetechniken

    Menzel, Frank

    Dipl.-Psych. Frank Menzel ist seit mehr als 20 Jahren als freier Berater mit den Schwerpunkten agile Führung und Problemlösetechniken tätig. Als systemischer Coach und Supervisor sowie Scrum Master betreut er hauptsächlich Unternehmen aus dem Mittelstand

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