Elektroinstallationen prüfen: Das ist nicht schnell gemacht

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Je nach Anlagenumfang sind für Vorbereitung, Prüfung und Dokumentation mehrere Tage einzuplanen.
Je nach Anlagenumfang sind für Vorbereitung, Prüfung und Dokumentation mehrere Tage einzuplanen. (Bildquelle: Gogiya/iStock/Thinkstock)

Frage aus der Praxis

In einem Altenheim sollen die Elektroinstallationen geprüft werden. Wie geht man da vor, um schnell aber doch sicher zu prüfen?

Antwort des Experten

Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Markus Klar, LL.M.

Die DIN VDE 0105-100 „Betrieb von elektrischen Anlagen“ kann als Ausgangspunkt sowohl für Wiederholungsprüfungen nach DIN VDE 0100-600 „Errichten von Niederspannungsanlagen Teil 6: Prüfungen“ und DIN VDE 0100-410 „Errichten von Niederspannungsanlagen Teil 4-41: Schutzmaßnahmen - Schutz gegen elektrischen Schlag“ für die Elektroinstallation, DIN VDE 0701-0702 „Prüfung nach Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte – Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte“ für ortsveränderliche Geräte oder DIN EN 60204-1 (VDE 0113-1) „Sicherheit von Maschinen – Elektrische Ausrüstung von Maschinen“ für elektrische Maschinen (im Heim wohl unwahrscheinlich) verwendet werden.

Elektroinstallationen prüfen: Hier ist Vorbereitung erforderlich.

Zunächst sollte man sich die vorherige Prüfdokumentation ansehen. Ist diese ordentlich, kann man den Umfang der Folgeprüfung vielleicht reduzieren. Wird regelmäßig in Bestandsanlagen geprüft, dann reichen beispielsweise bei der Isolationswiderstandsmessung alle 4 Jahre 20 %, sodass man in 20 Jahren (Lebensdauer der Leitungen) einmal durch ist (vgl. Kap. 5.3.3.101.0.1).

Aber Vorsicht: Kann aus der Stichprobe tatsächlich auf den Gesamtzustand geschlossen werden? Dies muss anhand der örtlichen Situation eingeschätzt werden. Im Zweifelsfall haftet der Prüfer dem Auftraggeber für die Prüfung der Gesamtanlage.

Ansonsten ergibt sich der Prüfumfang aus Kapitel 5: Einen großen Teil nimmt die Besichtigung ein – Übereinstimmung der Anlage mit der Dokumentation. Gibt es offensichtliche Schäden oder Mängel? Wie halten die Betriebsmittel die Umgebungseinflüsse aus? Wie ist es um den Schutz gegen direktes Berühren bestellt? Entspricht der Schutz gegen indirektes Berühren noch den Errichternormen? Das Kapitel 5.3 ist da fast wie ein Kochrezept. Dann zum Messen: Wie sieht es mit RCD aus? Wie sind hier die Auslöseströme und –zeiten? Weiterhin sind Messungen des Schutzleiterwiderstands und der Schleifenimpedanz erforderlich.

Am Ende ist ein Prüfbericht zu erstellen, in welchem dem Betreiber Mängel oder die Mängelfreiheit bestätigt werden. Je nach Anlagenumfang wird man mehrere Tage mit Vorbereitung, Prüfung und Dokumentation zubringen. Ohne die genaue Anlage und deren Umfang zu kennen, ist aber schlecht beraten.

Es kann nur empfohlen werden, unbedingt die Anlage in Augenschein zu nehmen und sich mit ihren Gegebenheiten und der Anlagendokumentation - insbesondere vorhergehenden Prüfberichten oder der Errichterdokumentation zu beschäftigen. Zu beachten ist, dass ältere Menschen aufgrund ihrer altersbedingten Einschränkungen besonders schutzbedürftig sind. An die Anlagensicherheit in solchen Gemeinschaftsunterkünften sind daher besonders hohe Ansprüche zu stellen. Alles weitere ergibt sich aus Kapitel 5.3 der DIN VDE 0105-100 sowie den entsprechenden Verweisnormen.

Beitrag aus dem Jahr 2018, wurde geprüft und aktualisiert am 04.05.2020

  • Autor:

    Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Markus Klar, LL.M.

    EABCon-Ingenieurbüro Klar - Consulting Elektrotechnik - Arbeitsschutz - Betriebsorganisation

    Markus Klar

    Markus Klar ist langjähriger, ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Gera, seit 2011 am Landesarbeitsgericht Thüringen und als Autor und freiberuflicher Ingenieur mit dem Schwerpunkt rechtssichere Betriebsorganisation, Arbeitsschutz und Elektrosicherheit beratend tätig.

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