Wie geht es nach meiner Ausbildung weiter?

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Sollte man den Betrieb nach der Ausbildung wechseln?
Sollte man den Betrieb nach der Ausbildung wechseln? (Bildquelle: marchmeena29/iStock/Getty Images Plus) © marchmeena29/iStock/Getty Images Plus

Du hast deine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen? Glückwunsch, ein wichtiges Ziel ist erreicht. Wie viele andere stellst du dir nun vielleicht die Frage, ob du im Ausbildungsbetrieb bleiben sollst oder ob es besser ist, zu einer anderen Firma zu wechseln. Und dann steht irgendwann ja auch noch die Entscheidung an, ob du den Weg zum Meister einschlägst oder nicht. Nachfolgend ein paar Hinweise und Überlegungen, um dir diese Entscheidungen zu erleichtern.

Im Betrieb bleiben oder nicht?

Nicht jeder Auszubildende hat die Möglichkeit, „übernommen“ zu werden, d.h. auch nach der Ausbildung im gleichen Betrieb zu bleiben. Wenn dir diese Option angeboten wird, ist das zunächst prima und ein Zeichen, dass man dir und deiner Arbeitskraft vertraut. Doch dann musst du dich entscheiden, ob du das Angebot annimmst oder nicht. Auf der einen Seite ist es natürlich bequem, in der vertrauten Umgebung mit den bekannten Kollegen einfach weiterzumachen, und das bei deutlich mehr Geld am Monatsende. Und dass man direkt nach abgeschlossener Ausbildung auch wenig Lust hat, Bewerbungen zu schreiben, ist auch verständlich.

Auf der anderen Seite spricht für einen Wechsel des Betriebs, dass man neue Erfahrungen sammelt, seinen Horizont erweitert und neue Aufgabenfelder entdeckt. Ein Kompromiss kann sein, dass du erst einmal weitermachst, aber die Augen offen hältst und dich nach Alternativen umschaust. Übernommen worden zu sein macht sich auch im Lebenslauf gut, wenn du dich bewirbst, weil du woanders bessere Chancen siehst.

Wenn du bei der Entscheidung „im Betrieb bleiben oder nicht“ unsicher bist, können dir vielleicht die folgenden Checkfragen Denkanstöße geben:

  • Fühlst du dich im Betrieb wohl, macht dir das Arbeiten mit den Kollegen Spaß? Ist z.B. der Umgangston untereinander okay für dich?
  • Wechseln deine Kollegen häufig oder habt ihr eine recht stabile Belegschaft?
  • Spürst du, dass deine Arbeit wertgeschätzt wird? Plauderst du auch mal mit dem Chef oder gehst du Vorgesetzten und Betriebsleitung eher aus dem Weg?
  • Hast du die Chance, Neues zu lernen? Ist es im Betrieb üblich, dass Mitarbeiter zu Weiterbildungen geschickt werden?
  • Hast du das Gefühl, dass alles „von oben“ diktiert wird, oder hast du Chancen, deine Wünsche einzubringen oder mitzubestimmen, etwa bei dem Zuteilen von Arbeitseinsätzen oder dem Bilden von Teams?
  • Gibt es häufig Konflikte innerhalb des Betriebs, auf welche Weise werden sie gelöst und findest du die Lösungen fair und angemessen?
  • Hast du jederzeit Ansprechpartner bei Fragen?
  • Stimmen die im Betrieb herrschenden Wertvorstellungen mit deinen persönlichen Werten überein, z.B. Hilfsbereitschaft und Rücksicht oder wie offen und ehrlich man mit Kunden umgeht?

Wichtig ist: Geh deinen Weg! Rede mit Berufskollegen und erkundige dich nach den Arbeitsbedingungen anderswo, aber lass dich nicht zu sehr beeinflussen. Es gibt oft kein klares Richtig oder Falsch. Menschen sind unterschiedlich. Der eine fühlt sich in einem kleinen Familienbetrieb wohl, der andere in einer größeren Firma, in der er unterschiedliche Abteilungen oder gar Tochterunternehmen kennenlernen kann. Oft hat die Ausbildung am gleichen Ort stattgefunden, in dem man aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Mancher will danach endlich einmal weiter weg und woanders Erfahrungen machen. Andere wollen lieber in der vertrauten Umgebung bleiben und sich dort möglichst bald ein eigenes Zuhause schaffen. Das muss jeder für sich selbst herausfinden, und das hat dann auch Einfluss darauf, ob und wo man auf Stellensuche geht.

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Den Meister machen?

Es gibt gute Gründe dafür, in einem Handwerksberuf seinen Meister zu machen. Mit dem Meisterbrief hast du mehr Möglichkeiten, verdienst besser und kannst dich mit einem eigenen Betrieb selbstständig machen und dein eigener Chef sein. Die Handwerksordnung regelt, für welche Berufe eine Meisterausbildung notwendig ist, um einen eigenen Betrieb zu gründen. Uhrmacher, Bestatter oder Textilreiniger fallen z.B. unter die zulassungsfreien Handwerke, während für Elektrotechniker und Elektromaschinenbauer zwingend eine Meisterausbildung erforderlich ist.

Jeder selbstständige Elektriker oder Inhaber eines Elektrobetriebs unterliegt somit der Meisterpflicht. Es kann Ausnahmen geben, z.B. für Gesellen mit langer Berufserfahrung, aber der normale Weg geht über die Meisterprüfung. Wenn du mit den betriebswirtschaftlichen Seiten des Handwerks, mit Planungen oder mit dem Ausbilden von Mitarbeitern nichts zu tun haben willst, dann kannst du dir Aufwand und Kosten für die Meisterausbildung ersparen. Wenn du aber daran denkst, dich in einem Elektroberuf selbstständig zu machen oder später einen Betrieb zu übernehmen, ist die Meisterprüfung der erste Schritt auf diesem Weg.

Ohne Abitur studieren?

Der Weg zum Meister ist aber nicht deine einzige Option. Du kannst nach deiner Ausbildung auch andere Ziele anstreben. Eine abgeschlossene Ausbildung eröffnet dir z.B. eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten, etwa an einer Technikerschule. In vielen Fällen wirst du dabei sogar vom Staat finanziell unterstützt. → Finanzierungsmöglichkeiten für deine Weiterbildungen zeigen wir dir hier auf. Hast du zusätzlich noch Berufserfahrung, kann es sein, dass du innerhalb deiner beruflichen Fachrichtung sogar studieren darfst, und das ganz ohne Abitur. Die Regelungen unterschieden sich im Detail je nach Bundesland, unter www.studieren-ohne-abitur.de/web/ gibt es Antworten auf viele Fragen dazu.

Wichtig zu wissen ist, dass sich Meister und Studium keineswegs ausschließen. Auch eine abgeschlossene Handwerksausbildung inklusive Meisterbrief berechtigt zu einem Studium. Am besten klärst du dies mit der Studienberatung der Hochschule, die für dich infrage kommt. Dazu kommt, dass für Elektrotechniker auch sogenannte duale Studiengänge angeboten werden. Bei einem solchen Studium wechseln sich das eher theoretische Studieren (z.B. mit Einheiten zu Mathematik, Physik, Informatik, Roboter usw.) mit Praxiseinsätzen in einem Unternehmen ab. Auch diese Möglichkeit ist sehr beliebt und hält dir für die Zeit danach viele Chancen offen.

Wichtig!

Wofür auch immer du dich entscheidest, informiere dich zuvor gründlich, spreche mit deinem privaten und beruflichen Umfeld darüber und lass dich nicht einfach irgendwohin treiben. Wenn dein Bauchgefühl und gute Argumente übereinstimmen, kann deine Entscheidung kaum verkehrt sein.

  • Autor:

    Dr. Friedhelm Kring

    freier Lektor und Redakteur

    Kring, Friedhelm

    Dr. Friedhelm Kring ist freier Lektor, Redakteur und Fachjournalist mit den Schwerpunkten Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

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