Blitzschutz nach dem Single-Entry-Point-Prinzip

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Blitz- und Überspannungsschutz wirksam einsetzen.
Blitz- und Überspannungsschutz wirksam einsetzen. (Bildquelle: SVphotography/iStock/Getty Images Plus)

Mit dem Blitzschutzkonzept nach dem SEP-Prinzip können bei gleicher Schutzwirkung ein Großteil der Bauelemente eingespart und gleichzeitig Störspannungen reduziert werden. Hinter dem SEP-Prinzip steckt die Idee für jeden zu schützenden Bereich einen zentralen Punkt festzulegen.

An diesem Punkt, dem Single Entry Point (SEP) (Bei dem Begriff „SEP-Prinzip“ handelt es sich um eine eingetragene Schutzmarke (www.ingbhz.de), werden alle Netz- und Datenleitungen zusammengefasst, sodass nur hier Leitungen in das Gebäude bzw. die Schutzzone hinein- oder aus dem Gebäude bzw. der Schutzzone hinausführen können. Innerhalb der geschützten Zone ist kein weiterer Überspannungsschutz technisch erforderlich.

Single-Entry-Point-Prinzip

Der Single Entry Point (SEP) ist ein Konzept für die richtige Auslegung von Blitzschutzzonen. Im Gegensatz zu bekannten Blitzschutzsystemen mit äußerem und innerem Blitzschutz, werden beim Single Entry Point alle ein- und ausgehenden Leitungen eines Gebäudes oder Raums an einer Stelle, nämlich dem Single Entry Point, zusammengefasst.

In Abbildung 1 ist der Blitz- und Überspannungsschutz nach dem SEP-Prinzip beispielhaft dargestellt.

Blitz- und Überspannungsschutz nach dem SEP-Prinzip
Blitz- und Überspannungsschutz nach dem SEP-Prinzip (Quelle: Leutron GmbH)

Alle aktiven Elemente werden an einem Punkt (Single Entry Point) in die bzw. aus der Schutzzone geführt und werden dabei gemeinsam gesichert. An dem SEP-Punkt werden die Telefonleitungen, Antennenleitungen, die Leitungen vom Niederspannungsnetz und die Datenleitungen zusammengeführt und mit einem Überspannungsschutz geschützt.

Durch diese Lösung lassen sich alle Arten von Störungen an einem Punkt beherrschen und es kommt nicht mehr zu unkontrollierbaren Verschleppungen von Potenzialdifferenzen oder Einkopplungen. Zugleich werden Differenzen zwischen Netz- und Datenspannungen vermieden, indem die Leitungen induktivitätsarm zusammengefasst werden. Selbst wenn sich die zu schützende Elektronik weiter entfernt vom nächsten Potenzialausgleich befindet, ist wegen der nach SEP-Prinzip vorgesehenen baum- oder kammartigen Verkabelung nicht mit Induktivitätsschleifen zu rechnen.

Erstellung des Single-Entry-Point-Konzepts

Um ein funktionierendes SEP-Blitzschutzkonzept zu erstellen, müssen folgende technische Sachverhalte abgeklärt werden:

  • Welche Geräte/Anlagen müssen unbedingt funktionieren?
  • Welche Netzform liegt vor: Spannung, Stromstärke, Frequenz?
  • Welche Steuer-, Mess-, Regel-, Telefon-, Netzwerkleitungen gelangen in die/das Anlage/Gerät?
  • Welche Spannungen, Stromstärken, Frequenzen, Übertragungsraten werden verwendet?
  • Wie spannungsfest sind die Eingänge der zu schützenden Geräte

Basierend auf den evaluierten Sachverhalten des zu schützenden Gebäudes/Systems kann ein Blitzschutz entsprechend dem SEP-Konzept erstellt werden.
Im Gegensatz zum Blitzschutzzonenkonzept, bei dem jede Leitung an jedem Punkt einer Blitzschutzzone eintreten kann, werden alle Kupferleitungen an einem Punkt in den zu schützenden Bereich eingeführt. Dort wird der Überspannungsschutz montiert, von wo aus es eine einzige normgerechte Erdableitung zur Potenzialausgleichsschiene (PAS) gibt.

Innerhalb des geschützten Bereichs sind keine weiteren Schutzmaßnahmen notwendig. Der Aufwand und die Kosten für die Blitzstromableiter reduzieren sich dadurch nennenswert, zusätzlich sind die technischen Anlagen durch den gebündelten Blitzschutz besser gegen die Verschleppung von Potenzialdifferenzen und Einkopplungen elektrisch geschützt.

Ausführung des Single-Entry-Point-Konzepts

Um ein funktionierendes SEP-Blitzschutzkonzept fachgerecht auszuführen, müssen folgende technische Sachverhalte berücksichtigt werden:

  • Alle Cu-Leitungen werden an einem Punkt in die Anlage geführt (SEP-Prinzip).
  • Am SEP wird der Blitz- und Überspannungsschutz montiert.
  • Vom Schutz erfolgt die einzige Verbindung zur Gebäudeerde.
  • Das Equipment wird isoliert zur Gebäudeerde aufgestellt.
  • Zweiterden im geschützten Raum sind nicht gestattet.
  • Es werden gefilterte Überspannungsschutzbausteine eingesetzt.
  • Installation des Schutzes dicht vor die zu schützende Einheit.
  • Baum- oder kammartige Verkabelung durchführen.
  • Spannungsfestigkeit der Eingänge beachten.
  • Filter besteht aus einem Tiefpass zweiter Ordnung.

Alle aktiven Elemente werden an einem Punkt (Single Entry Point) in die bzw. aus der Schutzzone geführt und werden dabei gemeinsam gesichert. An dem SEP-Punkt werden die Telefonleitungen, Antennenleitungen, die Leitungen vom Niederspannungsnetz und die Datenleitungen zusammengeführt und mit einem Überspannungsschutz geschützt. Für ein wirksame Blitzschutzausführung nach dem SEP-Prinzip sollte eine „worst case“-Betrachtung möglicher Störungen durchgeführt werden.

Applikation des Single-Entry-Point-Prinzips im Bereich von Photovoltaikanlagen

Bei Photovoltaikanlagen ist ein wirksamer Blitzschutz, aufgrund ihrer exponierten und großflächigen Installation, gegen Blitzeinschläge und Überspannungen technisch zwingend notwendig.
Bei Photovoltaikanlagen sollten alle aktiven Elemente an einem Punkt (Single Entry Point) in die bzw. aus der Schutzzone geführt und dabei gemeinsam gesichert werden. An dem SEP-Punkt werden die Energieleitungen, die Leitungen vom/zum Niederspannungsnetz und die Datenleitungen zusammengeführt und mit einem Überspannungsschutz geschützt.

Im Unterschied zu Freifeld- schließen Aufdach-Photovoltaikanlagen neben den Modulen auch die Elektroinstallation im Gebäude mit ein, die zwangsläufig von direkten oder indirekten Blitzeinschlägen betroffen sein kann.

Hinweis: Bei dem Begriff „SEP-Prinzip“ handelt es sich um eine eingetragene Schutzmarke (www.ingbhz.de).

  • Autor:

    Dr.-Ing. Florian Krug

    Technologiemanager und Sachverständiger im Bereich Erneuerbare Energien

    Florian Krug

    Dr. Florian Krug ist Technologiemanager und Sachverständiger im Bereich Erneuerbare Energien sowie Autor von mehr als 100 Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Zeitschriften.

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Kommentare

Kommentar von Körner |

Sehr interessant, so etwas habe ich für unsere Anlage gesucht. Ich werde Herrn Zitzmann heute kontaktieren. MfG, Körner

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