Die richtige Ausbildung finden: Ist das Elektrohandwerk krisensicher?

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Ist eine Ausbildung im Elektrohandwerk zukunftssicher?
Ist eine Ausbildung im Elektrohandwerk zukunftssicher? (Bildquelle: Istock/iStock/ Getty Images Plus) © Istock/iStock/Getty Images Plus

Wer vor der Entscheidung für eine Berufsausbildung steht, hat oft viele Fragen. Die erste und naheliegendste ist, ob einem der Beruf liegt und ob man dafür geeignet ist. Eine weitere Frage ist, inwiefern der ins Auge gefasste Beruf überhaupt Zukunft hat oder ob man sich damit womöglich ins Abseits begibt. Ist eine Ausbildung im Elektrohandwerk zukunftssicher?

Berufe sterben aus und neue kommen hinzu

Die Arbeits- und Berufswelt verändert sich stetig, und das immer schneller. Einige Berufe, die über Jahrhunderte für ein Auskommen sorgten, sind mehr oder weniger ausgestorben. Fassbinder, Wagner, Böttcher oder Köhler kennen wir nur noch als Nachnamen. Andere frühere Berufe wie Kesselflicker, Waffenschmiede oder Korbflechter sieht man – von wenigen Ausnahmen abgesehen – allenfalls noch auf Mittelaltermärkten oder in Freilichtmuseen. Auch die in früheren Zeiten ausgeübten Handwerke des Hufschmieds, des Kupferstechers oder des Schriftsetzers wurden durch neue technologische Erfindungen wie das Auto, die Lithografie oder moderne Drucker mehr oder weniger überflüssig.

Es ist daher durchaus angebracht und völlig in Ordnung, dass man sich vorm Wählen eines Ausbildungsberufs Gedanken macht, inwiefern dieses Handwerk überhaupt zukunftsfähig ist. Niemand will eine Ausbildung machen in einem Beruf, der wenig Möglichkeiten bietet, wo die Arbeitsmarktchancen immer geringer werden oder dessen Tätigkeiten in einigen Jahren vielleicht gar nicht mehr benötigt werden.

Digitalisierung und Automatisierung krempeln auch den Arbeitsmarkt um

So gut wie jede Branche ist von der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitswelt betroffen. Das betrifft nicht nur Hilfsarbeiten oder Tätigkeiten am Fließband, selbst Berufen wie Makler, Steuerberater oder Rechtsanwalt wird prognostiziert, dass sie durch die Algorithmen intelligenter Computer ersetzt werden könnten.

In fast jedem Beruf und selbstverständlich auch für Elektroberufe stellt sich die Frage, inwiefern welche Tätigkeiten in welchem Ausmaß künftig automatisiert werden könnten. Dies muss einem aber keine Angst machen, denn in jedem Wandel liegen auch Chancen mit neuen Tätigkeiten und Aufgabenfeldern.

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Darum hat das Elektrohandwerk Zukunft

Der Arbeitsmarkt für Elektroberufe sieht derzeit recht positiv aus. Elektrotechniker und Elektroniker sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. Der Fachkräftemangel könnte sich noch verschärfen, wenn mehr Elektrotechniker in Rente gehen als neue dazukommen.

Zwar kann niemand den Arbeitsmarkt der Zukunft voraussehen und selbst die sogenannten Zukunftsforscher liegen mit ihren Prophezeiungen oft daneben. Dennoch gibt es gute Argumente dafür, dass qualifizierte Elektroniker oder Elektrotechniker auch weiterhin gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben werden:

  1. Die Menschheit wird auf absehbare Zeit nicht darauf verzichten können, den elektrischen Strom zu nutzen. Ob aus Kernkraft, fossilen Brennstoffen oder erneuerbaren Energien –es ist keine Technologie in Sicht, die es ermöglichen würde, bei der Energieversorgung von Gebäuden, Fahrzeugen oder Maschinen gänzlich ohne Elektrizität auszukommen.
  2. Gerade im 4.0-Zeitalter wird eine lückenlose und störungsfreie Versorgung mit Elektrizität immer wichtiger, weil immer mehr Gebäude, Fahrzeuge und Prozesse digitalisiert und vernetzt funktionieren.
  3. Bei den Techniktrends im Rahmen der Energiewende, ob Elektromobilität, Windkraft oder Photovoltaik, unterscheiden sich die Energiequellen, die Bauformen und die verwendeten Materialien. Doch eines haben fast alle technischen Innovationen im Zusammenhang mit Energieversorgung gemeinsam: Ohne Elektrizität geht nix!
  4. Alle elektrischen Einrichtungen und Anlagen müssen sicher und auf Grundlage einer soliden Ausbildung installiert, geprüft und gewartet werden. Daran dürfte sich auch in Zukunft wenig ändern, selbst wenn Teilaufgaben möglicherweise automatisiert und durch digitale Helfer erleichtert werden.
  5. Ob Hochwasser oder Sturm – im Zuge des Klimawandels müssen wir mit immer häufigerem und heftigerem Extremwetter rechnen. Das kann für bestimmte Branchen und Berufe massive Folgen haben und Unternehmen in die Insolvenz treiben. Doch Elektroberufe sind eher selten betroffen. Im Gegenteil: Bei der Sanierung, Prüfung und Wiederinbetriebnahme von Elektroinstallationen, Maschinen und Anlagen sind Elektro-Fachkenntnisse gefragt und unverzichtbar.
  6. Last, but not least: Der Umgang mit elektrischem Strom ist lebensgefährlich, und das wird auch noch so sein, wenn du in Rente gehst. Daher werden Menschen, die in ihrer Ausbildung gelernt haben, wie man diese Gefahren beherrscht, auch künftig auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein.

Die Ausbildungsordnungen zu den Elektroberufen wurden erst 2021 modernisiert. Du musst also nicht befürchten, veraltete Inhalte zu lernen, die nicht den beruflichen Anforderungen entsprechen. Entscheidend für die Berufschancen wird – wie in vielen anderen Branchen – auch für Angehörige von Elektroberufen sein, die Möglichkeiten zur Spezialisierung und weiteren Qualifizierung zu nutzen. Selbst wenn Roboter und künstliche Intelligenz einige elektrotechnischen Aufgaben übernehmen, müssen auch all die neuen automatisierten Systeme installiert, justiert, kontrolliert, geprüft und gewartet werden – und von wem wohl? Von darauf spezialisierten Elektrofachkräften.

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  • Autor:

    Dr. Friedhelm Kring

    freier Lektor und Redakteur

    Kring, Friedhelm

    Dr. Friedhelm Kring ist freier Lektor, Redakteur und Fachjournalist mit den Schwerpunkten Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

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